Mehr Fokus auf die Ertragsstärke: Deutsche Börse reformiert Indexfamilie

DAX wird breiter, MDax schlanker

Die Nachrichten der Woche von der Deutschen Börse sind sicherlich die Details zur anstehenden Indexreform: Die Zahl der im DAX vertretenen Aktien wird zum September 2021 von 30 auf 40 aufgestockt, der MDax von 60 auf 50 Titel gestrafft und es dürfen nur noch Unternehmen in den Dax aufgenommen werden, die in den zwei letzten Finanzberichten ein positives Ebitda ausgewiesen haben. Ferner soll bereits ab März 2021 gelten, dass ein Unternehmen nach einer 30-tägigen Warnfrist zukünftig aus dem Index ausgeschlossen wird, wenn es die Berichtsfrist nicht einhält.

Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank, bewertet die Veränderungen positiv: „Die breitere Aufstellung des Index sollte sich positiv auf sein Risikoprofil auswirken und DAX-ETF Anleger ruhiger schlafen lassen.“ Aufnahmen sollen zukünftig nur erfolgen, wenn die in Frage kommenden Unternehmen in den letzten zwei Finanzberichten ein positives Ebitda vermelden konnten. In dieser Regel sieht Behring einen positiven Beitrag zur generellen Qualität des DAX. Die Kritik, dass gerade schnell wachsende Unternehmen dadurch beim Aufnahmeprozess benachteiligt werden könnten, kann er hingegen nicht nachvollziehen: „Wer über zwei Quartale kein positives Ebitda zustande bringt, sollte aus gutem Grund auch nicht im DAX vertreten sein.“

Kritik gab es auch für die Entscheidung der Deutschen Börse, zukünftig nicht auf Indexmitglieder zu verzichten, die an der Herstellung kontroverser Waffen beteiligt sind. „Viele institutionelle Anleger legen großen Wert auf die Einhaltung von ESG-Kriterien“, erläutert Behring. „Für sie kann ein Indexinvestment selbst in ein DAX oder MDAX ETF zum Problem werden.“ Ein konkretes Beispiel wäre hier das M-DAX Unternehmen Airbus: Der Flugzeugbauer stellt über ein Tochterunternehmen Trägerraketen für Atomwaffen her.

Dennoch kann er die Entscheidung der Deutschen Börse nachvollziehen, ein Unternehmen wie Airbus nicht auf die Streichliste zu setzen. „Investoren mit einem Fokus auf ESG-Themen, können bereits jetzt auf spezifische ESG-Indexlösungen zurückgreifen“, meint Marko Behring. „Sie sind auch heute schon nicht auf die Indexwelt der Deutschen Börse angewiesen.“

Was bedeutet das für die Depots der Anleger?

Eine Rallye der möglichen Indexkandidaten aus der zweiten Reihe, die vielleicht bald aufrücken könnten, sieht Behring eher nicht. „Kurssteigerungen aufgrund einer möglichen Indexaufnahme sind meist kurzfristiger Natur und verpuffen gerne schon bald danach.“ Dies ist für die Fürst Fugger Privatbank auch ein Grund, sich nicht an großen Index-Aufnahmewetten zu beteiligen, so wie sie etwa kürzlich bei Tesla zu beobachten waren, das ab 21. Dezember im S&P 500 gelistet sein wird. Außerdem meint Marko Behring: „Bis Herbst 2021 ist noch viel Zeit. Da können sich einige Marktkapitalisierungen im MDAX noch ordentlich drehen.“

Foto Marko Behring

Marko Behring

Leiter Asset Management. Nach seinem Studium der Betriebswirtschafslehre und einer Tätigkeit bei einem Hamburger Bankhaus trat er 2011 in die Fürst Fugger Privatbank ein. Er ist Teil des Managementgremiums des FFPB Dividenden Select und zudem verantwortlich für die Verwaltung von Spezialmandaten.

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