Stützungsmaßnahmen für die Konjunktur dürften fürs erste ausbleiben
Auch diese Woche steht wieder eine Zinsentscheidung an – diesmal von der US-Zentralbank. Im Juni hatte die Fed erst einen großen Zinsschritt von 75 Basispunkten beschlossen – so viel wie zuletzt im November 1994. Mit Blick auf den anstehenden Zinsentscheid gebe es unterschiedliche Erwartungen im Markt, so Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank: „Manche Marktbeobachter erwarten eine Erhöhung um 100 Basispunkte. Daran glauben wir nicht. Wir gehen von einer Zinserhöhung um weitere 75 Basispunkte aus.“
Mittlerweile würde eine Vielzahl konjunktureller Frühindikatoren eine deutliche wirtschaftliche Abkühlung andeuten – und das global. So sei die Geschäftserwartung von Industrieunternehmen in den USA ähnlich stark eingebrochen wie zuletzt im Rezessionsjahr 2008. Ein ähnliches Bild zeige sich in Asien, wo das chinesische Konsumentenvertrauen auf den niedrigsten Stand seit Existenz der Messzeitreihe gesunken sei. Und auch in Europa trübe sich die Stimmung zunehmend ein.
Doch damit nicht genug, sagt Behring mit dem Hinweis darauf, dass Walmart seine Prognose für das Gesamtjahr kassiert habe: „Wenn der größte Einzelhändler der Welt eine Gewinnwarnung absetzt, dann wirft das ein Schlaglicht auf die konjunkturelle Lage und das Konsumentenvertrauen – sowohl in den USA als auch weltweit.“
Vor diesem Hintergrund stellten sich einige Marktteilnehmer bereits die Frage, ob denn die Zentralbanken nicht doch einlenken würden. „Die Fed bleibt ihrer neuen Marschrichtung treu“, ist Marko Behring überzeugt: „Das aktuelle Inflationsregime ist deutlich anspruchsvoller und fordert die Zentralbanken an deutlich mehr Fronten als im Verlauf der letzten zehn relativ sorglosen Jahre.“ Hätten die Zentralbanken bisher durch Stimulationsmaßnahmen eine konjunkturelle Eintrübung immer wieder abwenden können, sei dies aus seiner Sicht nun nicht mehr möglich. „Im aktuellen Inflationsumfeld laufen die Zentralbanken Gefahr, bei jeder Stimulation die Inflation weiter anzufachen. Die Fed wird sich von den negativen Konjunkturdaten nicht beeindrucken lassen.“ Solange die Teuerungsraten nicht deutlich in Richtung der Zielinflation liefen, sei keine Trendwende der US-Notenbank zu erwarten. Auch die Wortwahl auf den Fed-Pressekonferenzen habe sich im Verlauf der letzten Monate deutlich verschoben, stellt Behring fest: „Die Bekämpfung der Teuerung genießt mittlerweile oberste Priorität – und das zu Recht. Stützungsmaßnahmen der Fed angesichts einer schwächelnden Konjunktur dürften fürs erste ausbleiben.“