Die Fed macht ernst

Gibt der Jahresauftakt an den Börsen einen Vorgeschmack auf den Rest des Jahres?

Die Dezembersitzung der Fed hatte es in sich. Jedenfalls riss ihr Protokoll die Aktienmärkte zu Beginn des neuen Jahres gehörig aus der nachweihnachtlichen Ruhe. Darin stand unter anderem der Beschluss, den Leitzins voraussichtlich im März erstmalig zu erhöhen. Außerdem soll der Kauf von Anleihen eingestellt und die Notenbankbilanz zusätzlich aktiv abgebaut werden. Christoph Mertens, Mitglied des Managementgremiums des FFPB Dividenden Select der Fürst Fugger Privatbank: „Auch wenn lange darüber spekuliert wurde, kam das Maßnahmenpaket der Fed für viele dann doch überraschend. Die USA bewegen sich damit mit raschen Schritten aus einem länger andauernden Ausnahmezustand in den geldpolitischen Normalbereich.“ Entsprechend hätten die Anleiherenditen deutlich nach oben korrigiert.

Dabei sei die Begründung für diese Normalisierung ökonomisch gut nachvollziehbar, so Christoph Mertens: „Fakt ist, dass die Nachdrücklichkeit der Inflation die Fed überrascht hat. Erste Stimmen bringen bereits eine Anhebung des Inflationsziels auf 3 % ins Spiel. Außerdem ließ der Arbeitsmarkt aufhorchen: Die Arbeitslosenquote in den USA liegt das erste Mal seit Ausbruch der Pandemie unter 4 %.“

Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen sei mit aktuell 1,75 % immer noch vergleichsweise niedrig, würde aber dennoch für spürbar weniger Liquidität an den Aktienmärkten sorgen. „Die erwarteten Unternehmensgewinne werden weniger wert sein als sonst“, meint Mertens. „Sie werden mit einem höheren Zins abdiskontiert. Dieser Effekt trifft besonders die wachstumsstarken Tech-Titel.“

Für Christoph Mertens könnten die ersten Handelstage des neuen Jahres daher einen ersten Vorgeschmack auf den Rest des Jahres gegeben haben: „2022 wird an den Aktienmärkten definitiv anspruchsvoller.“ Zwar hätten sich die großen Big-Tech Titel vom Rest der Branche entkoppelt, trotzdem litten sie aktuell unter der Sippenhaft der Märkte. „High-Tech Titel werden aufgrund ihrer stark angestiegenen Bewertungen zunächst einmal unattraktiver. Die Big-Techs dürften im Laufe des Jahres allerdings wieder zu ihrem langfristigen positiven Trend zurückkehren.“

Zwar sei das Umfeld für Technologie im Grundsatz nach wie vor freundlich, es komme jetzt aber mehr auf die Qualität an, ist Christoph Mertens überzeugt: „Die Zinsentwicklung wird bei den Tech-Titeln die Spreu vom Weizen trennen.“ So müssten sich die Geschäftsmodelle der jungen Unternehmen beweisen und die etablierten Titel müssten zeigen, dass sie ihre Position nicht nur halten, sondern weiter stärken können.

Christoph Mertens

Christoph Mertens

Der Portfoliomanager ist nach seiner Tätigkeit im Vermögensmanagement für Firmenkunden in einem anderen Institut und seinem Studium der Bankbetriebslehre seit 2011 für die Fürst Fugger Privatbank tätig. In der Niederlassung Köln ist er verantwortlich für das Management von Spezialfonds und Vermögensverwaltungen für Pensionskassen, Family Offices, Arbeitgeberverbände, Spendenorganisationen, Stiftungen und Unternehmen. Außerdem ist er Teil des Managementgremiums der klassischen Vermögensverwaltung.

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