Der Verfall des Euro gegenüber dem Dollar wird zum Problem
Nach einer für die Anleger wohltuenden Sommer-Rallye sind die Aktienmärkte wieder in den Krisenmodus zurückgekehrt. Zusätzlich steht mit dem September ein saisonal schwacher Monat vor der Tür. Für Oliver Grass, Portfoliomanager und Mitglied des Anlagegremiums der Vermögensverwaltung der Fürst Fugger Privatbank sind dies keine rosigen Aussichten: „Die Frage ist nicht mehr, ob eine Rezession eintritt, sondern wie tief sie ausfallen wird.“ Darüber seien sich die Markteilnehmer einig.
Neben dem steilen Anstieg der Preise für Erdgas und jetzt auch für Strom an den Terminbörsen, sei auch der Ölpreis wieder in den Steigflug übergegangen, so Oliver Grass: „Mit ihrer Ankündigung, die Fördermenge zu reduzieren, gießt die OPEC buchstäblich Öl ins Feuer.“ Hinzu kämen der Rückgang der Lagerbestände und globale logistische Verwerfungen beim Öl. Gemeinsam mit der bekannten Gas-Problematik ließe dies nur einen Schluss zu. „Wir stehen vor einer weiteren explosiven Entwicklung der Energiepreise“, ist Oliver Grass überzeugt.
Bei den Unternehmen seien zusätzliche negative Gewinnrevisionen bereits eingepreist worden, allerdings teils drastisch unterhalb der Analystenerwartungen, erläutert Grass: „Nimmt man die Automobilkonzerne, dann beschreiben die KGVs fast schon einen Wegfall der Geschäftsmodelle.“
Auch der Preisverfall des Euro gegenüber dem USD auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren werde zunehmend zum Problem, meint Grass. „Der Euro ist billig, doch die Preis-Explosion bei Importen eliminiert eventuelle Exportvorteile. Die massive Verteuerung eingeführter Waren sorgt für zusätzlichen Inflationsdruck.“
Anleger seien mit einer defensiveren Positionierung bei den Aktienquoten gut beraten. „Eine höhere Gewichtung solcher Investments ist empfehlenswert, die über eine gewisse Resistenz gegenüber Inflation verfügen und die in der Lage sind, höhere Preise weiterzugeben“, rät Grass. „Idealerweise sind darunter auch Unternehmen, die zu den Profiteuren beim Umbruch des Energiesektors gehören.“
Für den Anleihen-Teil sei nach den kräftigen Kurserholungen bei den langen Laufzeiten und der erwarteten Inflationsausweitung der kürzere Bereich vorzuziehen. Dort könne man aktuell fast die gleichen Renditen erzielen wie bei langen Laufzeiten.