Gegenbewegung ja, Trendwende nein

Lassen sich die Tiefstände nutzen, um Aktien aufzustocken?

Die dynamisch steigenden Zinsen in den USA nähren Wachstumsängste. Sie sind Gift für die Wirtschaft, belasten die Refinanzierungsspielräume der Unternehmen und drücken auf das Konsumentenvertrauen. Und auch die US-Hypothekenzinsen sind stark gestiegen und die Sorge vor der nächsten Immobilienkrise in den USA nimmt zu. Die Kursverluste amerikanischer Hausbauunternehmen deuten darauf hin, dass der Markt von einer Abkühlung im US-Immobiliensektor ausgeht. Und die Fed dürfte den Kurs höherer Zinsen beibehalten.

Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank rät trotzdem nicht zu einer Flucht aus Aktien: „In den letzten Tagen sind die Chancen für eine Erholungsrally gestiegen.“ Er geht davon aus, dass die Trendwende der Fed mittlerweile schon weitgehend eingepreist sein dürfte. Viele Marktteilnehmer blickten mittlerweile sehr pessimistisch in die Zukunft und würden sich noch defensiver aufstellen als während des Corona-Crashs. Behring meint daher: „Die defensive Positionierung vieler Asset-Manager könnte Grundlage für eine Bärenmarktrally sein.“

Auch markttechnisch spräche Einiges für eine kurzfristige Erholungsrally. So würden etwa so wenige US-Titel unter ihrem 50-Tages-Schnitt notieren wie beim Tiefpunkt während des Corona-Crashes. Die Zahl sei auch vergleichbar mit dem Tiefstand Ende 2018. In beiden Fällen hätte der Gesamtmarkt daraufhin gedreht und in eine auf kurze Sicht mindestens solide Erholungsrallys gemündet.

Marko Behring: „Wir gehen von einer kurzfristigen Gegenbewegung aus, die bis in den Juli hinein auch wieder höhere Kurse mit sich bringen könnte. Eine komplette Trendwende sehen wir aber noch nicht.“  Die geopolitischen Risiken und eine sich möglicherweise abkühlende Konjunktur könnten im Spätsommer und Herbst erneut für Turbulenzen sorgen.

Nach einem Kursrutsch von in der Spitze mehr als 20 % in den markbreiten US-Indizes und von mehr als 30 % beim Nasdaq 100 könnten sich jedoch Einstiegschancen bieten, so Marko Behring: „Angesichts der Tiefstände lässt sich über die ein oder andere gezielte Aufstockung im Aktienbereich nachdenken. Wieso nicht schon einmal einen ersten Zeh ins Wasser halten?“

Foto Marko Behring

Marko Behring

Generalbevollmächtigter, Bereichsleiter Asset Management/Kredit. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre und einer Tätigkeit bei einem Hamburger Bankhaus trat er 2011 in die Fürst Fugger Privatbank ein. Er ist Teil des Managementgremiums des FFPB Global Flex und des FFPB Konservativ und zudem verantwortlich für die Verwaltung von Spezialmandaten.

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