Haben politische Börsen wirklich so kurze Beine?

Die Wallstreet freut sich über Kursgewinne

Die Wahl von Donald Trump zum neuen Präsidenten der USA hat in der vergangenen Woche an den Börsen ein nicht ganz unerwartetes Kursfeuerwerk ausgelöst. Dabei fiel auf, dass vor allem kleinere börsennotierte Unternehmen von seiner Wahl profitiert haben. Der Russel 2000, der die 2000 kleinsten börsennotierten Unternehmen in den USA abbildet, legte in den ersten fünf Tagen nach der Wahl um 10 Prozent zu. Es sind Parallelen zu 2016 erkennbar, dem Jahr von Trumps erstem Sieg. Damals waren es vom Tag der Wahl bis zum Jahresende 13,6 Prozent. Das Kalkül dahinter ist klar: Trumps Zollpolitik könnte die Binnenkonjunktur stützen. Davon würden insbesondere kleinere und mittleren Unternehmen profitieren.

Aber auch bei den bekannteren Indizes sieht es kaum anders aus: Der Dow Jones legte 2016 vom Tag der Wahl bis zum Jahresende um 7,8 Prozent zu. Diesmal ist er in nur fünf Tagen um fast 6 Prozent geklettert. Es waren also nicht nur die Aktien der eher kleinen Unternehmen gefragt, sondern durchaus auch die Schwergewichte, die nachgefragt waren. Da ist es gut nachvollziehbar, dass sich viele Börsianer fragen, ob das bereits die vorweggenommene Jahresendrally war. Oder ob diese etwa noch kommt.

Würde das Jahr schon Mitte November enden, dann wäre die diesjährige Performance des S&P 500 die bislang beste des 21ten Jahrhunderts. Allen Unkenrufen zum Trotz ist die relative Stärke des Marktes bemerkenswert. Weder Molltöne beim langsam schwächelnden US-Arbeitsmarkt noch im industriellen Gewerbe scheinen den Bullenlauf stoppen zu können. Ein paar zwischenzeitliche technische Rücksetzer wären im Verlauf der nächsten Wochen zwar keine Überraschung, einen freundlichen Jahresausklang könnte aber vermutlich nur ein externes Schockereignis trüben. Zumindest für die USA.

In Europa hingegen tendieren die Börsen seit der US-Wahl eher seitwärts bis fallend: Euro-Stoxx 50 und DAX sind seit Bekanntwerden des Wahlausganges in den negativen Bereich gerutscht. Trumps Zollkeule scheint in Europa auf die Stimmung zu drücken. Und doch ist auch hier eine Jahresendrally nicht ausgeschlossen. Auch 2016, nach Trumps erstem Sieg, reagierten die europäischen Börsen aus ganz ähnlichen Gründen ähnlich verschnupft. Das hielt den DAX aber nicht davon ab, im Dezember 2016 um 8 Prozent zu steigen. Durch das Ampel-Aus herrscht in Deutschland sicherlich zusätzliche politische Unruhe. Aber die Ampel-Koalition war nicht bei allen Börsianern beliebt. Die Aussicht auf baldige Neuwahlen könnte daher durchaus für zusätzliche Kursphantasie sorgen.

Foto Marko Behring

Marko Behring

Generalbevollmächtigter, Bereichsleiter Asset Management/Kredit. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre und einer Tätigkeit bei einem Hamburger Bankhaus trat er 2011 in die Fürst Fugger Privatbank ein. Er ist Teil des Managementgremiums des FFPB Global Flex und des FFPB Konservativ und zudem verantwortlich für die Verwaltung von Spezialmandaten.

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