Monatskommentar Mai 2023
In den vergangenen Monaten hat sich die Konjunktur wesentlich robuster gezeigt, als vielfach befürchtet. Der Arbeitskräftemangel auf beiden Seiten des Atlantiks sorgte für stabile Arbeitsmärkte. Dennoch werden die deutlichen Zinserhöhungen der Fed und EZB bald ihre Höhepunkte erreichen, denn die Kollateralschäden nehmen zu – u.a. bei den Banken. Die dämpfende Wirkung der Zinserhöhungen auf die Inflationsdaten war so gewollt und ist nun immer deutlicher sichtbar. Leider erst sehr spät, so dass sich die Kerninflation in der Zwischenzeit verstetigen konnte. Es wird daher noch einige Zeit dauern, bis auch diese substanziell zurückgeht.
Mögliche Zinssenkungen verschieben sich folglich weiter nach hinten und wir werden mit den höheren Zinsniveaus noch einige Zeit leben müssen. Die Märkte werden jedoch schon die ersten Andeutungen der Notenbanken zu einer entspannteren Zinspolitik positiv aufnehmen.
Mit dem Monat Mai beginnen die traditionell schwächeren Börsenmonate („Sell in May and go away…“). Man muss diese alte Börsianerweisheit nicht wortwörtlich befolgen, aber ein Fünkchen Wahrheit steckt oft in den alten Regeln. Wir haben daher unsere (inzwischen auch wieder gut verzinste) Liquidität um einiges erhöht und haben uns neutral positioniert. Die Absicherungsquote im Markt liegt auf einem sehr hohen Niveau und es sind bereits viele negative Szenarien eingepreist. Es könnte also noch etwas aufwärts gehen und nur kurzfristige Rückschläge geben.
Dabei liegt unser Schwerpunkt weiter in den USA. Wir schätzen die Wettbewerbsfähigkeit der US-Firmen wesentlich robuster ein als die der europäischen Unternehmen. Zugegeben: An den Energiemärkten ist es nicht so schlimm gekommen, wie befürchtet. Die europäischen und deutschen Aktienmärkte befinden sich daher in einer Art Erleichterungsrallye und haben sich in den letzten Monaten deutlich besser entwickelt als die US-Märkte. Dies ändert jedoch nichts daran, dass wir, wie seit vielen Jahren, mittelfristig mehr Potenzial in US-Titeln sehen und daher nur ausgewählte europäische Qualitätstitel beigestreut haben.
Wir empfehlen weiterhin eine vorsichtige Strategie mit mittelfristig gesicherten Renditen. Zusätzlich raten wir dazu, ausreichend Liquidität für beherzte Zukäufe vorzuhalten. Damit dürften sich in diesem Jahr noch einige Kursgewinne mitnehmen lassen.