Die Aktienmärkte stehen vor kritischen Wochen
Der russische Präsident Putin hat nur so lange gezögert, wie er unbedingt musste: Bereits einen Tag nach Beendigung der Olympischen Spiele in Peking machte er sich daran, geopolitische Fakten zu schaffen. Die Hoffnungen auf eine Deeskalation an der russisch-ukrainischen Grenze haben sich damit zerschlagen. Im Zusammenspiel mit der nach wie vor hohen Inflation bedeutet dies auch für die Märkte nichts Gutes, meint Norbert Frey, Leiter Fondsmanagement der Fürst Fugger Privatbank: „Die Aktienmärkte waren ohnehin schon angeschlagen und spielen nun eine weitere militärische Eskalation in der Ukraine durch. Der Abverkauf wird daher weitergehen.“
Zwar sei es möglich, dass es zwischen gezielter Eskalation einerseits und Hoffnung auf einen nächsten Friedensgipfel zwischen Putin und Biden andererseits immer wieder zu kleineren technisch bedingten Markterholungen kommen könne. Der Trend der kommenden Wochen ist für Frey jedoch klar: „Wir rechnen in den nächsten Tagen und Wochen mit einem Anstieg der Volatilität, die den Anlegern gute Nerven abverlangen wird. Wir werden dabei eine Flucht in vermeintlich sichere Staatsanleihen, Gold und vor allem Cash sehen – wenigstens vorübergehend.“ Dabei sei die Einschätzung als „vorübergehend“ nicht unwichtig, gibt Norbert Frey zu bedenken: „Am Ende ist es eine politische Krise. Ein Blick in die Börsenhistorie zeigt, dass politische Börsen kurze Beine haben.“
Dennoch sei Vorsicht geboten, wenn man die jetzige Phase zum Einstieg nutzen wollte. Dies habe neben der Situation in der Ukraine mit der Inflation zu tun: „Mittelfristig bleibt die Inflation der größte Unsicherheitsfaktor“, meint Frey. Die letzten Daten aus den USA, aber auch aus Deutschland, seien so schlecht wie zuletzt in den 1980er Jahren. „Steigen infolge des Konflikts mit Russland die Gas- und Ölpreise, wird das die Inflation weiter anheizen. Wir halten Preise von über 100 USD je Barrel Rohöl für vorstellbar. Auch der Goldpreis dürfte sich bei einer Zuspitzung der Ukraine-Krise stärker entwickeln.“
Die Notenbanken würden dann in der Klemme stecken: Höhere Zinsen zusammen mit höherer, durch Rohstoffpreise getriebener Inflation und pandemiebedingt hohen Verschuldungsquoten würden geldpolitisch eine schwierige Konstellation ergeben.