Inflation, Stagnation, Stagflation – oder doch etwas ganz anderes?

Welche Themen den Sommer bestimmen werden

Endlich ist der Sommer da – und mit ihm die Unsicherheit an den Märkten. Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank blickt nach vorne: „Für die kommenden Monate können drei Themen zwischenzeitliche Schwächeanfälle auslösen: eine sich weiter verstärkende Inflationsangst, die Sorge um ausreichendes Wachstum und die Rückkehr geopolitscher Risiken.“

Zur Inflation: Die Angst vor einem überhasteten Tapering der FED, also einer Beendigung der lockeren Geldpolitik. könnte sich schon im Sommer auf die Märkte auswirken, meint Marko Behring: „Die Marktteilnehmer fürchten, dass die anziehende Inflation die Zentralbanken dazu zwingt, auf die Bremse zu steigen und die Geldschleusen früher als erwartet zu schließen.“ Behring glaubt zwar, dass EZB und FED aus Erfahrung gelernt hätten und mit transparenter Kommunikation unangenehme Überraschungen eigentlich verhindern sollten, sieht aber ein Restrisiko: „Es ist gut möglich, dass über den Sommer verbale Testballons abgesetzt werden, um die Reaktionen auf ein vorgezogenes Tapering anzutesten. Das würde natürlich die Märkte kurzfristig belasten.“

Wachstumsangst: „Auf den Aufschwung könnte schnell Ernüchterung folgen, schließlich kann man die Wirtschaft nur einmal öffnen“, warnt Marko Behring. Er erinnert daran, dass der IWF vor Corona gerade einmal 1,0% bis 1,5% Wachstum für die Industriestaaten prognostiziert hätte. An dieser Einschätzung habe sich auf lange Sicht auch nichts geändert. Behring meint daher: „Die alten Ängste, die vor der Pandemie marktbestimmend waren, könnten nach Abebben der Wiedereröffnungsfantasie zurückkehren.“

Rückkehr geopolitischer Risiken – „Es ist ein Fehler, dass der Handelsstreit zwischen China und den USA so ganz vom Radar der Investoren verschwunden zu sein scheint“ – davon ist Marko Behring überzeugt. Weder habe die Biden-Administration in nennenswertem Umfang Strafzölle gestrichen, noch würde sich eine diplomatische Entspannungspolitik abzeichnen. Eher das Gegenteil sei der Fall. China dürfte Bidens Anweisung an die Geheimdienste, die Ursprünge des Coronavirus erneut zu untersuchen, als Affront empfinden. Behring meint daher: „Aktuell werden zwar an den Märkten geopolitische Risiken kaum gespielt, doch das könnte sich sehr schnell ändern.“

Was bedeutet das für die Anleger?

„Wer jetzt schon daran gedacht hat, seine Aktienquoten leicht zu reduzieren, hat sicher nichts falsch gemacht“, sagt Behring. In den unsicheren Märkten der nächsten Wochen dürften die Inflation, Wachstumsangst und geopolitische Risiken eine größere Rolle spielen als im positiven Umfeld der letzten Monate.

Foto Marko Behring

Marko Behring

Leiter Asset Management. Nach seinem Studium der Betriebswirtschafslehre und einer Tätigkeit bei einem Hamburger Bankhaus trat er 2011 in die Fürst Fugger Privatbank ein. Er ist Teil des Managementgremiums des FFPB Global Flex und des FFPB Konservativ und zudem verantwortlich für die Verwaltung von Spezialmandaten.

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