Auch nach dem 5.11. überlagert die US-Wahl viele Themen
Die USA haben gewählt. Vielleicht noch nie wurde ein Wahlkampf so kontrovers geführt und vielleicht noch nie hat er so viele andere Themen überdeckt, wie dieses Mal. Dabei gibt es an den Börsen durchaus noch andere Themen. Es dürfte vermutlich auch noch eine Weile dauern, bis alle Stimmen ausgezählt sind und klar ist, wer im Januar vereidigt wird.
Sowohl an der Konjunkturfront wie auch am Rentenmarkt geht einiges vor sich, was durch die Wahlen in den Hintergrund gerückt ist. So erscheint die Entwicklung der Renditen am US-Rentenmarkt merkwürdig – zumindest auf den ersten Blick. Nach der starken ersten Zinssenkung der Fed von 50 Basispunkten, haben sich die Renditen nicht wie erhofft weiter nach unten entwickelt. Stattdessen liegen sie erneut deutlich über 4 %. Und auch an den Aktienmärkten macht sich die Sorge breit, dass die konjunkturelle Entwicklung stärker auf den Kursen lasten könnte, als von vielen erwartet oder erhofft.
Vor allem das weiterhin hohe Wachstumstempo schürt Sorgen, was das Ausmaß künftiger Zinssenkungen der US-Notenbank angeht. Die Währungshüter sind bestrebt, mit einer straffen Geldpolitik die hohe Inflation in Schach zu halten, ohne dabei die Konjunktur abzuwürgen. Aber die starken Konjunkturdaten in den USA lassen Zweifel an einer Fortsetzung der Fed-Politik aufkommen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Renditen länger laufender US-Anleihen so gestiegen sind, wie zuletzt. Brisanterweise findet die nächste Fed-Sitzung bereits 2 Tage nach dem Wahltag statt.
Insgesamt ist damit zu rechnen, dass sich das Wachstum in den USA mittelfristig verlangsamt. Es gibt aber weder für eine sanfte noch für eine harte Landung der Wirtschaft wirklich klare Anzeichen. Dem stehen sowohl der robuste Arbeitsmarkt als auch die rückläufige Inflation entgegen. In Erwartung weiterer Zinssenkungen steigt bei den Verbrauchern vielmehr die Bereitschaft zu vermehrten Konsumausgaben, einschließlich der Nachfrage nach Immobilien. Von der künftigen US-Regierung sind allerdings auf kurze Sicht keine größeren Wachstumsimpulse zu erwarten. Unter einer Trump-Regierung dürften jedoch Wachstum und Zölle höher ausfallen, aber auch die Inflation. Die Folge sind eine zinspolitisch vorsichtigere Fed und anhaltende Unsicherheit an den Börsen.