Auswirkungen der Turbulenzen am Bankenmarkt auf Konjunktur und Zinspolitik
Eine Bankenkrise hatte im März für Schwankungen an den Finanzmärkten gesorgt. Diese scheinen sich in den vergangenen Wochen weiter abgeschwächt zu haben. Der Volatilitätsindex VIX, der die Schwankungen beim S&P 500 Index misst, fiel auf ein Niveau wie zuletzt Ende 2021. Die bislang veröffentlichten Ergebnisse aus dem US-Bankensektor unterstreichen, dass die Mehrheit der Banken gut kapitalisiert ist und sich in einem stabilen Zustand befindet. Alles gut also?
Wir sind da zurückhaltend: Es ist viel zu früh, um wieder zur Tagesordnung zurückzukehren. Die Anleger sollten sich bewusst werden, dass die Stimmung anhaltend unruhig bleibt. Sie sollten sich stattdessen fragen, welche Auswirkungen die Ereignisse im Bankensektor haben. Schließlich haben sich zwei der größten Bankenpleiten in der US-Geschichte blitzschnell entwickelt.
Wachstum oder Rückgang der Einlagen, eine möglicherweise strengere Regulierung oder die Fähigkeit des Finanzsystems, Kredite zu vergeben: Wie wirkt sich das auf die Realwirtschaft aus? Wie weit können die privaten Kreditmärkte dazu beitragen, die Lücke zu füllen, wenn die Kreditvergabe der Banken eingeschränkt würde? Und welche anderen Bereiche des Marktes wären durch höhere Zinsen gefährdet?
Wir empfehlen allen Anlegern, diese Themen in den kommenden Monaten ganz oben auf die Agenda zu setzen. Die Bankenturbulenzen haben sich nicht in einem Vakuum abgespielt. Der Stress im Bankensektor hat uns vielmehr daran erinnert, dass sich die Auswirkungen eines neuen Zinsumfelds erst noch entfalten müssen. Aktive Anleger sollten daher danach suchen, welche Verbindungen es zwischen Unternehmen und Zinsentwicklung gibt, um die sich entwickelnden Risiken zu erkennen.
Die USA stecken in einem doppelten Dilemma: Einerseits verharrt vor allem die Kerninflation auf einem konstant hohen Niveau, andererseits ist die Kreditvergabe so stark zurückgegangen, wie zuletzt 2008. Und der amerikanische Aktienmarkt deutet weiterhin auf Vollbeschäftigung hin. Die Entwicklung von Inflation und Aktienmarkt lässt nur einen Schluss zu: Die Fed müsste die Zinsen eigentlich weiter erhöhen – wenn da nicht der Einbruch bei der Kreditvergabe wäre. Sie dürfte sich des Dilemmas bewusst sein und der Zinsanhebungszyklus könnte sich dem Ende zuneigen.
Für Anleger gilt es, bei einsetzender Volatilität nicht in Panik zu geraten. Mit langfristig ausgerichteten Aktienstrategien und einem disziplinierten Bewertungsansatz lässt sich den aufkommenden Risiken mit Überzeugung und Vertrauen begegnen.