Warum es keineswegs ein Naturgesetz ist, dass uns jetzt ein Bärenmarkt erwartet
Wer im März 2020 25.000 US-Dollar in den amerikanischen S&P 500 investierte, darf sich freuen, denn sein Investment ist nun 50.000 US-Dollar wert. Der Index hat sich seitdem schlichtweg verdoppelt. Viele Anleger stellen sich daher aktuell die Frage, ob die Börsen angesichts solcher Indexstände nicht doch schon überbewertet oder vielleicht sogar überhitzt sein könnten. Christian Barth, Fondsmanagement der Fürst Fugger Privatbank, kann die Gedanken zwar nachvollziehen, differenziert jedoch. So könne man mit ziemlicher Sicherheit behaupten, dass die nächste Verdopplung des S&P 500 deutlich mehr Zeit beanspruchen dürfte. Außerdem meint Barth: „Die V-förmigen Gewinnerholungen dürften im zweiten Quartal ihren Höhepunkt überschritten haben.“
Eine Korrektur sei daher durchaus denkbar, aber nicht dramatisch: „Eine gewisse Korrektur an den Märkten wäre vermutlich sogar ganz gesund. Ob sie kommt, ist die andere Frage, denn es wartet noch immer unglaublich viel Geld darauf, angelegt zu werden“, so Christian Barth. Auch Faktoren wie wachsende Staatsausgaben, eine expansive Geldpolitik und immer noch aufgestaute Nachfrage sprächen für ein weiterhin positives globales Gewinnwachstum. Hinzu käme eine Geldpolitik, die vermutlich noch sehr lange unterstützend wirken dürfte. Daher folgert Christian Barth: „Eine Rezession oder stark steigende Zinsen erscheinen aus heutiger Sicht unwahrscheinlich.“
Worauf sollen sich Anleger also einstellen? Die Tatsache, dass Börsen neue Höchststände erreichen, liegt für Christian Barth in der langfristigen Natur von Aktienmärkten freier Marktwirtschaften. „In den meisten der letzten hundert Jahre haben Aktienmärkte neue Höchststände erreicht“, meint er. „Das ist auch der Grund, weshalb Aktien in der Regel auf Dauer die höchste Rendite liefern.“ Und auch die Statistik spräche gegen eine substanzielle Korrektur. Es gebe nämlich keinen statistischen Grund für die Annahme, dass auf die Verdopplung eines Aktienmarktes ein Bärenmarkt folgt, so Christian Barth. Eher im Gegenteil: „Betrachtet man die sechs Phasen seit dem zweiten Weltkrieg, in denen sich der amerikanische S&P 500 verdoppelte, dann zeigt sich, dass er im Folgejahr in fünf von sechs Fällen erneut stieg und nur einmal fiel.“