Klimabedingte Veränderungsprozesse bieten Chancen für Anleger
Die jüngste Flutkatastrophe in Deutschland und die aktuellen Waldbrände in Südeuropa zeigen einmal mehr, wie teuer uns der Klimawandel zu stehen kommen kann. Für Andrea Greisel vom Asset Management der Fürst Fugger Privatbank stehen wir auf dem Weg hin zur angestrebten Klimaneutralität jedoch erst am Anfang und der damit verbundene Infrastrukturbedarf ist gigantisch.
„Für den Ausbau der erneuerbaren Energien braucht es ein Vielfaches an Sonnenkollektoren, Windrädern und grünem Wasserstoff. Auch E-Mobilität oder intelligente Stromnetze (Smart Grids) funktionieren erst mit der entsprechenden Infrastruktur“, gibt Greisel zu bedenken. Die US- Regierung wolle daher ein billionenschweres Infrastrukturprogramm auflegen. Stimme der Kongress zu, würden Bundesmittel in historischer Höhe bereitgestellt, unter anderem 55 Milliarden US-Dollar für die Wasser- und Abwasserinfrastruktur sowie weitere Milliarden für Breitbandinternet und Ladestationen für E-Fahrzeuge.
„Auch die privaten Kapitalströme verlagern sich“, beobachtet Greisel. „Im vergangenen Jahr investierten Anleger weltweit mehr als 285 Milliarden US-Dollar in Nachhaltigkeitsfonds und -ETFs. Das entspricht einem Anstieg von 96 % gegenüber 2019.“ Für Andrea Greisel wird dieser Trend unterstützt durch verbesserte Nachhaltigkeitsdaten und mehr Auswahlmöglichkeiten bei nachhaltigen Produkten. Und sie sieht einen weiteren Punkt: „Es setzt sich die Erkenntnis durch, dass Nachhaltigkeit auf Dauer keine Performance kostet, sondern die Renditen eher antreiben wird.“
Die Folge sei eine weltweit beschleunigte Kapitalumschichtung in nachhaltigere Unternehmen über die nächsten Jahre hinweg. Trotz verbleibender Hürden: Nicht alle Unternehmen würden analysiert, einheitliche Standards fehlten und die Vergleichbarkeit sei oft schwierig. Dennoch: „Wir sind davon überzeugt, dass mit den klimabedingten Veränderungsprozessen enorme Anlagechancen verbunden sind.“ Nicht zuletzt würde diese Entwicklung auch durch die weitreichenden EU-Regulierungsvorschriften unterstützt. Das Potenzial der Investments habe sich nach Andrea Greisels Meinung noch nicht einmal voll entfaltet: „Wir gehen davon aus, dass die Kapitalmärkte die bevorstehenden Veränderungen noch nicht eingepreist haben. Anlagen, die vom Übergang profitieren, sollten daher auch höhere Performancechancen bieten.“
Die Anpassung der Geschäftsmodelle dürfte sich ihrer Ansicht nach langfristig auch auf die Fundamentaldaten der Unternehmen auswirken. Die Fürst Fugger Privatbank selbst favorisiere in ihren nachhaltigen Vermögensverwaltungsstrategien daher ETF- und Fondslösungen, die das Pariser Klimaabkommen zum Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft berücksichtigen aber auch die Bereiche der Recyclingwirtschaft und alle Themen rund um erneuerbare Energien und nachhaltige Mobilität. Auf der Einzeltitelebene seien auch etablierte DAX-Konzerne wie Linde oder Siemens attraktiv. Bei festverzinslichen Wertpapieren bleibe die Privatbank jedoch weiter untergewichtet und setzte lediglich zur Diversifizierung sogenannte Green Bonds ein, also Anleihen, die zur Finanzierung eines Klimaschutz- oder Umweltprojektes aufgelegt wurden.