Bei Anleihen feiern längere Laufzeiten ein Comeback
Die Zinssenkung der US-Notenbank war das erste von zwei börsenrelevanten Großereignissen in diesem Jahr in den USA. Mit 0,5 % fiel sie sogar etwas beherzter aus, als von vielen Beobachtern erwartet. Die Märkte reagierten prompt – mit höheren Renditen bei Rentenpapieren und einem kräftigen Impuls in Richtung einer Normalisierung der Zinsstrukturkurve: längere Zinsbindungsbereitschaft wird wieder mit höheren Renditen honoriert. Die Aktienmärkte feierten den Fed-Beschluss mit neuen Allzeit-Höchstständen.
Doch auch das zweite Großereignis beschäftigt die Anleger: Das Rennen um die US-Präsidentschaft verspricht, wieder knapp und sehr spannend zu werden. Dabei könnten die Auswirkungen des Wahlausgangs in den USA überschaubar bleiben – jedenfalls kurzfristig. Wer auch immer gewinnt, kann höchstwahrscheinlich nur mit knapper Mehrheit regieren. Auch ein sogenannter „Split Congress“ ist denkbar, mit unterschiedlichen Mehrheitsverhältnissen in Senat und Repräsentantenhaus. Dieser würde die politische Macht der neuen Regierung spürbar einschränken und sie zu zahlreichen Kompromissen zwingen. Wahlgeschenke würden schwieriger, extreme Politik in die eine oder andere Richtung wie schlagartige Zölle, Steuersenkungen oder -erhöhungen jedoch auch. Für die Anleger und die Wirtschaft spielt es in einer Konstellation geteilter Macht letztendlich gar keine so große Rolle, wer nach der Wahl im Weißen Haus sitzt, denn der Handlungsspielraum dürfte eingeschränkt sein.
Für Anleger bedeutet dies, mit einer breiten Aufstellung in einem Umfeld moderater wirtschaftlicher Erholung und weiterhin steigender Unternehmensgewinne ganz zuversichtlich in das nächste Jahr blicken zu können. Auf der Aktienseite sollte man weiter investiert bleiben. Die Anleger müssen keine Angst vor drastischeren Zinserhöhungen, massiven kurzfristigen Zollerhöhungen oder ausufernder Staatsverschuldung mit inflationsverstärkenden Auswirkungen haben. Dies wäre eigentlich nur dann der Fall, wenn Trump a) gewinnen und b) durchregieren könnte. Bei den Anleihen verlieren die kurzen Laufzeiten an Attraktivität. Die länger laufenden Anlagen werden spannender und dürften für die nächsten Jahre wieder Erträge oberhalb der Inflationsrate abwerfen. Was bleibt sind die kaum kalkulierbaren eventuellen geopolitischen Verwerfungen. Sie sprechen für einen ausreichenden Anteil Gold im Depot.