Sell in May? Der Mai überrascht positiv

Monatskommentar Mai 2024

Die Börsenstimmung ist nach wie vor gut – gerade in Deutschland und Europa. Nach einer kurzen Korrektur haben sich die Indizes wieder in die Bereiche von Höchstständen aufgeschwungen. In den USA gibt es zwar einige Fragezeichen hinter der Notenbankpolitik, aber die Börsen laufen dennoch wieder aufwärts. Die Berichtssaison der US-Unternehmen ist erneut sehr gut ausgefallen. Noch etwas besser war sie jedoch in Europa, wo auch einige Rückkaufprogramme angekündigt wurden. Da hat Europa positiv überrascht und so den Märkten Rückenwind verschafft. Aus Anlegersicht drehte sich nicht mehr alles nur um die großen US-Technologiewerte. Auch die Aktien anderer Branchen wussten zu überzeugen.

Bekanntermaßen beginnt mit dem Mai ja die eher schwierige Aktiensaison. Momentan erleben wir jedoch das Gegenteil – mit bemerkenswert positivem Trend. Natürlich ist es dennoch kein Fehler, mit Blick auf den Sommer die Aktienquote leicht zu reduzieren. Wenn das derzeitige Momentum nachlässt, auch noch etwas weiter. Wir bleiben aber bei unserer positiven Meinung zu Aktien.

Wie sieht es auf der Rentenseite aus? Nach dem schlechten Jahresstart haben die Rentenmärkte etwas an Stabilität gewonnen und blicken jetzt auf die nächsten Inflationsdaten. In Europa scheint die erste Zinssenkung für den Sommer wohl ausgemachte Sache zu sein, in den USA ist die Lage komplizierter. Dort haben die letzten Inflationsdaten für Verunsicherung gesorgt und kaum jemand traut sich noch zu, die erste bedeutende Zinssenkung der FED vorherzusagen. Bei Anleihen mit guter Bonität ist das aktuelle Renditeniveau nach wie vor attraktiv. Die jetzige Phase lässt sich daher für die Zinssicherung nutzen. Gehen die Renditen erst wieder zurück, werden die Portfolien noch einige Jahre lang von dieser jetzt geschaffenen Stabilität profitieren.

Da wo die Aktienquoten etwas reduziert werden, wird Liquidität frei. Diese höhere Liquiditätsquote ist eine willkommene Reserve, um bei kommenden Rücksetzern der Märkte wieder nachkaufen zu können. Anders als in der Niedrigzinsphase ist Liquidität zumindest kurzfristig auch wieder eine echte Alternative und wird auskömmlich verzinst. Grund zur Freude haben auch Anleger, die rechtzeitig eine strategische Goldposition aufgebaut haben. Seit Jahresbeginn steigt der Goldpreis, zuletzt auf ein neues Allzeithoch. Dabei sind es mehrere und unterschiedliche Faktoren, die den Goldpreis treiben: geopolitische Krisen, die Aussicht auf sinkende Zinsen und nicht zuletzt eine verstärkte Nachfrage seitens einiger Notenbanken. Gerade China scheint hier aktiv zu sein.

Fazit: Wer sein Depot bereits „sommerfest“ gemacht hat, kann dennoch das aktuelle Momentum noch mitnehmen. Lässt es nach, kann man in kleinen Dosen die Aktienquote etwas abbauen. Auf der Rentenseite empfiehlt es sich, im Rahmen der Möglichkeiten noch gezielt gute Titel aufzunehmen, um sich das Renditeniveau zu sichern.

Christoph Mertens

Christoph Mertens

Leiter der Niederlassung Köln. Der Portfoliomanager ist nach seiner Tätigkeit im Vermögensmanagement für Firmenkunden in einem anderen Institut und seinem Studium der Bankbetriebslehre seit 2011 für die Fürst Fugger Privatbank tätig. In der Niederlassung Köln ist er verantwortlich für das Management von Spezialfonds und Vermögensverwaltungen für Pensionskassen, Family Offices, Arbeitgeberverbände, Spendenorganisationen, Stiftungen und Unternehmen. Außerdem ist er Teil des Managementgremiums der klassischen Vermögensverwaltung.

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