Sind Schwellenländeraktien schon wieder attraktiv?

Warum längerfristig denkende Anleger zumindest einen Blick riskieren sollten

Augsburg. Vorsichtig formuliert waren die letzten 12 Monate für Aktien aus Schwellenländern mindestens „schwierig“. Allzu deutlich waren die Spuren der Covid-19-Pandemie sichtbar und es rächten sich die gegenüber den Industrieländern niedrigen Impfquoten. Die neuen, flächendeckenden Lockdowns in China zeigen sogar, dass selbst hohe Impfquoten alleine noch nicht vor gravierenden Pandemiefolgen schützen. Zur nach wie vor vorhandenen Lieferkettenproblematik gesellt sich in China ein Konjunkturabschwung infolge von Regulierung und Schuldenabbau im Immobiliensektor. Und dazu noch der Krieg in der Ukraine. Aktien aus Schwellenländern boten Anleger in den letzten Monaten tatsächlich wenig Anlass zur Freude.

Für Norbert Frey, Leiter Fondsmanagement der Fürst Fugger Privatbank stellt sich aber die Frage, ob jetzt vielleicht der Zeitpunkt zum erneuten Einstieg in die sogenannten „Emerging Markets“ gekommen ist. Doch auch diese Beurteilung hinge zunächst von der Entwicklung der nach wie vor wichtigsten Volkswirtschaft der Welt ab. „Eine entscheidende Rolle wird spielen, ob es der Fed gelingt, den Leitzins so weit anzuheben, dass sie in den USA einerseits die Inflation dämpfen und andererseits eine Rezession vermeiden kann.“

Von den Bewertungen der 2000er Jahre, als Schwellenländeraktien teurer waren als Aktien aus den Industrieländern, sei schon länger nicht mehr viel zu sehen. „Aktien aus den Schwellenländern werden mit einem deutlichen Abschlag gegenüber den Aktien aus den Industrieländern gehandelt“, so Norbert Frey. „Das sollte allerdings kein alleiniger Maßstab für eine Kaufentscheidung sein.“ Die Wachstumsprognosen der Schwellenländer zeigten, dass die prognostizierten BIP-Zahlen auch nur rund 1 Prozent über denen der Industrieländer lägen. Dies sei vor allem der Abkühlung der chinesischen Wirtschaft geschuldet. Frey sieht hier jedoch Chancen: „Wir bleiben optimistisch, dass China seine Wachstumsschwäche überwindet. Das könnte für ein starkes Comeback von Schwellenländeraktien sorgen.“

Bliebe die Frage, wo man investieren sollte. Eine Untersuchung des amerikanischen Investmenthauses Goldman Sachs gebe hier eine Indikation, meint Norbert Frey: „Aktien aus Ländern in einem frühen oder mittigen Zyklus scheinen besser abzuschneiden als aus solchen, die sich im Spätzyklus befänden. Dies würde für deutliche Vorteile asiatischer Aktien gegenüber den lateinamerikanischen bzw. osteuropäischen Werten sprechen.“

Trotz alles Unsicherheit könne sich daher gerade für längerfristig denkende Anleger ein Blick auf Aktien aus Schwellenländern lohnen.

Norbert Frey

Norbert Frey

Leiter Fondsmanagement. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften war er bei Banken und Versicherungen tätig und verfügt über eine mehr als 30-jährige Berufserfahrung.

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