Spielverderber für die Märkte aus den USA?

Die nahende Schuldenobergrenze hat das Zeug dazu, Unruhe zu stiften

In unregelmäßigen Abständen schafft es die Schuldenobergrenze der USA in unsere Schlagzeilen. So auch jetzt. Sie ist eine gesetzliche Grenze für die Höhe der Staatsverschuldung, die nur der US-Kongress wieder erhöhen kann. Der wird jedoch nur mit knapper Mehrheit regiert. Verweigert die Kammer eine Anhebung der Schuldenobergrenze, droht den USA im schlimmsten Falle ein Staatsbankrott.

Das wäre eine äußerst ernste Situation. Und doch scheinen die Finanzmärkte gelassen zu bleiben: Die Aktienmärkte verharren nahe ihres Jahreshochs und auch die Rentenmärkte zeigen sich weitestgehend unbeeindruckt. Jedenfalls noch. Die ersten Zeichen einer Beunruhigung lassen sich durchaus wahrnehmen – man muss nur genauer hinsehen. Die Ausfallversicherungen gegen einen Staatsbankrott der USA, die sogenannten Credit Default Swaps, notieren mittlerweile auf Niveaus, wie zuletzt zum Höhepunkt der Finanzkrise 2008. Also vielleicht doch Grund zur Beunruhigung?

Seit 2010 wurde die Schuldenobergrenze acht mal angehoben – meist problemlos. Auch nach harten Verhandlungen wurde immer eine Einigung erzielt. Davon gehen wir auch dieses Mal aus. Die wirtschaftlichen Kollateralschäden eines US-Staatsbankrotts wären unvorhersehbar. Dieses Risiko wollen weder die Republikaner noch die Demokraten eingehen. Unser Primärszenario ist daher eine Einigung. Der Weg dahin könnte aber noch holprig werden. US-Finanzministerin Janet Yellen warnte bereits, den USA könnte bereits im Juni das Geld ausgehen. Das schon bald einsetzende politische Geschacher dürfte an den Märkten phasenweise Unruhe stiften und für eine höhere Volatilität sorgen.

Eine knappe Abstimmung im Kongress in letzter Minute ist nicht unwahrscheinlich, so wie 2011: In den Wochen vor der Einigung 2011 verloren die USA ihr AAA Rating, der DAX verlor 35 %, der S&P 500 20 % und Gold wurde stark nachgefragt. Letztendlich konnten die Märkte aber auch diese „Beinahe-Katastrophe“ bereits im guten Aktienjahr 2012 wieder ausbügeln.

Als Quintessenz raten wir dazu, Ruhe zu bewahren, vielleicht Gold beizumischen (sofern noch nicht geschehen) und den ein oder anderen Titel zu verkaufen, der auf der Verkaufsliste steht. Die bevorstehenden Volatilitäten solle man eher als Chancen begreifen. In der vermutlich anstehenden Schwächephase kann man bei guten Gelegenheiten und günstigen Qualitätstiteln zugreifen.

Foto Marko Behring

Marko Behring

Leiter Asset Management. Nach seinem Studium der Betriebswirtschafslehre und einer Tätigkeit bei einem Hamburger Bankhaus trat er 2011 in die Fürst Fugger Privatbank ein. Er ist Teil des Managementgremiums des FFPB Global Flex und des FFPB Konservativ und zudem verantwortlich für die Verwaltung von Spezialmandaten.

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