Ihre Reaktion könnte zu spät kommen
Die Zentralbanken sind zu einem Politikwechsel gezwungen – und sie scheinen es damit ernst zu meinen. US-Zentralbankchef Powell wollte auf einer Pressekonferenz selbst die Möglichkeit einer Zinsanhebung um 50 Basispunkte nicht ausschließen. Die gab es zuletzt im Mai 2000 – da hieß der Fed-Chef noch Alan Greenspan.
Auch die Vertreter der europäischen Zentralbank beginnen umzudenken. Angesichts der weiter anziehenden Verbraucherpreise erwarten Marktteilnehmer von ihr eine aggressivere Anhebungspolitik. Die anziehenden Verbraucherpreise vor allem im Energiebereich führen zu politischem und ökonomischem Handlungsdruck. Neben den Renditen für deutsche Staatsanleihen reagierte auch der Euro auf die hohen Inflationszahlen und den wachsenden Handlungsdruck auf die EZB und legte am Montag um mehr als 1% zu.
Für Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank, kommt die Politikwende der Zentralbanken zu spät und sie könnte zu hart ausfallen. „Anstatt frühzeitig auf die Überhitzungstendenzen und die vor allem 2021 völlig euphorisierten Finanz- und Immobilienmärkte zu reagieren, haben die Zentralbanken einer sektoralen Überhitzung auf gefährliche Weise Vorschub geleistet“, meint Behring.
Nun gelte es, mehrere Brände gleichzeitig zu löschen: Die Inflation bekämpfen, das Wachstum auf einem vernünftigen Niveau halten, und gleichzeitig die Finanzmärkte nicht abwürgen.
„Tritt die US-Zentralbank tatsächlich so drastisch auf die Bremse, wie sie sagt, dann dürfte der nächste konjunkturelle Einbruch nicht lange auf sich warten lassen“, ist Behring sicher. Die ersten Vorboten könne er bereits erkennen: Trotz solider Einkaufsmanagerindizes und (noch) guter Wirtschaftsdaten würden sich erste Anzeichen einer konjunkturellen Eintrübung abzeichnen. Marko Behring: „Macht die Fed ernst, droht schon bald eine inverse Zinsstrukturkurve – und damit die Gefahr, dass sich eine Negativspirale in Gang setzt, die das Wachstum einbremst.“
Selbst, oder gerade, in einem etwas ruppigeren Börsenumfeld, sieht Marko Behring jedoch Chancen: „Insbesondere auf der Aktienseite kann man Schwächephasen gut dazu nutzen, Qualität aufzustocken – und sollte das auch tun.“ Denn trotz aggressiverer Zentralbanken sei sicher: „Sachwerte sind und bleiben die erste Wahl zur Vermögenssicherung.“