US-Rettungspaket kein Signal für Zinssenkungen

Immobiliensektor in den USA droht Schieflage

Nachdem an einem ereignisreichen Wochenende zwei US-Regionalbanken geschlossen werden mussten, wurde in den USA ein Rettungspaket geschnürt. Um zukünftige Turbulenzen im amerikanischen Regionalbankenmarkt zu vermeiden, erlaubt es US-Banken künftig, im Falle von schnell abschmelzen Kundeneinlagen kostengünstig die Zentralbank anzuzapfen. Viele Marktteilnehmer fragen sich, ob dies nun die lang ersehnte Kehrtwende der US-Zentralbank in Sachen Zinspolitik ist und hoffen auf eine etwas vorsichtigere Gangart der US-Notenbank. Also freie Bahn für Aktien und für demnächst wieder sinkende Zinsen?

Aber so einfach ist die Gemengelage nicht. Im Gegenteil: Die US-Inflationsdaten deuten auf eine hartnäckige Kerninflation hin. Durch das Bankenrettungspaket der Fed dürften systemische Risiken für das Finanzsystem wirksam eingedämmt worden sein. Das wiederum sind gute Rahmenbedingungen, um eine im Grundsatz weiterhin straffe Zentralbankpolitik fortzusetzen. Mehr noch: Die Fed läuft nicht Gefahr, eine weitere Bank in Schieflage zu bringen. Bankenrettung plus Inflationsbekämpfung: Das könnte den Respekt vor der Zentralbank als Institution wieder herstellen. Wir gehen daher von einer Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte aus. Selbst 50 Basispunkte sind nicht völlig vom Tisch, aber deutlich weniger wahrscheinlich.

Wie also positionieren? Kurzfristig könne es auf der Aktienseite den ein oder anderen positiven Tag geben. Die Schieflagen mehrerer Finanzinstitute innerhalb nur einer Woche, haben jedoch gezeigt, dass der Zinserhöhungszyklus der US-Zentralbank mittlerweile in der Realwirtschaft angekommen ist. Uns ist auch kein Bullenmarkt bekannt, der eine Woche nach zwei Bankenpleiten seinen Anfang genommen hätte.

Mittelfristig ist mit einer weiterhin hohen Volatilität zu rechnen. Und weitere Branchen sind bedroht: Die nächste Branche, die Gefahr läuft, in Schieflage zu geraten, könnte die US-Immobilienbranche sein. Und für die dürfte die US-Regierung wohl kaum ein Rettungspaket schnüren.

Anleger sollten daher vor allem auf defensive Aktien aus den Bereichen Basiskonsum, Pharma und Health-Care setzen. Das sind Branchen, die nach einem holprigen Start ins Jahr gerade in den turbulenten letzten Tagen ihre Stärke ausgespielt und dem wilden Börsenwetter getrotzt haben. Für diese Titel sprechen solide Dividenden, günstige Bewertungen und vor allem die stabile Entwicklung an hochvolatilen Tagen.

Foto Marko Behring

Marko Behring

Leiter Asset Management. Nach seinem Studium der Betriebswirtschafslehre und einer Tätigkeit bei einem Hamburger Bankhaus trat er 2011 in die Fürst Fugger Privatbank ein. Er ist Teil des Managementgremiums des FFPB Global Flex und des FFPB Konservativ und zudem verantwortlich für die Verwaltung von Spezialmandaten.

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