Welche Aktien im Schatten der Rohstoffpreise gestiegen sind
Dieses Jahr hatte für Aktienanleger bislang wenig Erfreuliches zu bieten. Bei näherer Betrachtung lässt sich jedoch erkennen, dass sich einige Sektoren dem negativen Markttrend entziehen und teilweise sogar sehr positiv entwickeln konnten – trotz der geopolitischen Risiken und der durch die Kehrtwende vieler Notenbanken verursachten starken Zinsanstiege. Zu diesen Gewinnern gehörten vor allem Rohstofftitel und Basiskonsumtitel. So habe der Ölpreis allein 2022 um mehr als 30 % zugelegt. Palladium in der Spitze um mehr als 20 % und der Weizenpreis sogar um 40 %.
Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank: „Der Krieg in der Ukraine hat in einem ohnehin schon angespannten Markt einen weiteren, erheblichen Preisanstieg ausgelöst.“ Analystenschätzungen zufolge verfüge Russland über einen 40 % Anteil an der weltweiten Palladiumförderung, 10 % an der weltweiten Goldförderung, ebenfalls 10 % an der globalen Erdölförderung, ganze 30 % am Weizenanbau und einen 17 % Anteil an der Erdgasförderung. „Im Windschatten der Rohstoffpreise haben dieses Jahr vor allem solche Unternehmen profitiert, die traditionell unter ESG-Kriterien eher als kritisch eingestuft werden“, erläutert Marko Behring. „Ölmultis konnten seit Jahresbeginn zweistellig zulegen, aber auch Düngemittelhersteller und Stahlkonzerne gehörten zu den Gewinnern.“
Einen ähnlichen Verlauf gebe es derzeit bei vermeintlich langweiligen Basiskonsumtiteln zu beobachten, stellt Behring fest: „Im Sommer letzten Jahres haben die Aktionäre noch ihre Anteile an Coca-Cola, Procter&Gamble und Nestle verschleudert und in schnell wachsende Technologietitel gesteckt. Diese Wahrnehmung hat sich zwischenzeitlich gedreht.“ In Zeiten steigender Inflation und möglicherweise abnehmende Konsumbereitschaft seien vor allem Aktien nachgefragt, auf deren Produkte man auch bei zurücklaufender Konsumbereitschaft nicht verzichten möchte oder kann. Anleger stellten sich jetzt daher die Frage: Raus aus Tech und Growth und rein in Value?
Marko Behring rät dazu, das eine zu tun ohne das andere zu lassen und meint: „Jetzt vor allem aus Quality Growth auszusteigen, wäre ein Fehler. Wenn die Entwicklung in diesem Jahr etwas gezeigt hat, dann dass man Branchen nicht in Ihrer Gänze abschreiben darf.“ In ein gutes Portfolio gehörten daher die gegenwärtig gebeutelten Quality Growth Titel ebenso wie die langweiligen Dividendenzahler aus dem Bereich Value – hier vor allem Basiskonsum. Allerdings ließen sich Gelegenheiten zur Adjustierung nutzen: „Wer über die letzten Jahre hinweg ein zu starkes Gewicht im Technologiebereich aufgebaut hat, kann Schwächephasen auf Seiten der Basiskonsumaktien nutzen, um dort etwas aufzustocken.“ Wer zu einseitig auf Valuewerte gesetzt habe, solle den Ausverkauf bei ausgewählten Qualitätsaktien im Growth und Technologiebereich nutzen, und sich hier breiter aufstellen.