Was macht das Jahr 2020 mit unserer Währung?

Warum uns ein starker Euro nicht nur schadet

Überlagert vom Pandemiegeschehen, den US-Wahlen und dem Brexit ist für Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank, ein wichtiger Stellhebel für die europäischen Aktienmärkte etwas aus dem Blickfeld geraten: das Verhältnis des Euro zum Dollar.

22. März 2020: Der Euro notiert mit 1,065 Dollar auf seinem Jahrestief. „Seit März haben sich nicht nur die Börsen dynamisch entwickelt, sondern auch die Notierungen der beiden Währungen zueinander“, meint Behring. Mit gegenwärtig über 1,21 Dollar hat der Euro gegenüber der US-Währung um mehr als 15 % zugelegt und ist so stark wie zuletzt 2017. Gemeinhin gilt ein starker Euro insbesondere für das exportlastige Deutschland als problematisch. Marko Behring glaubt auch, dass dies spätestens im nächsten Jahr wieder ein Thema sein wird: „Wenn die Corona-Verwerfungen schrittweise zurückgehen, wird der Einfluss des Wechselkurses auf die Geschäftszahlen der Unternehmen wieder sichtbarer.“

Hinter der Kursbewegung sieht Behring mehrere Faktoren. So ist für ihn beispielsweise der Zinsvorteil des Dollar zum Euro seit der in den USA eingeleiteten Zinswende faktisch verschwunden. Marko Behring weiter: „Der Dollar ist als Krisenwährung nicht mehr so gefragt wie während der Hochphase der Corona-Panik an den Börsen.“ Mit der breiten Markterholung im Rücken dominiert dort nun die Hoffnung auf baldige Corona-Impfungen. „Im Frühjahr flüchteten die Anleger fast panikartig in den Dollar. Jetzt sehen wir die Auflösung dieser Bewegung.“

Außerdem ist für Marko Behring bis auf Weiteres keine monetäre Straffung von Seiten der FED zu erwarten: „Angesichts der nach wie vor problematischen konjunkturellen Situation auch in den USA werden die Falken in der Fed zu einer aussterbenden Spezies.“ Einzig eine sprunghaft steigende Inflation könnte sie zurückbringen – wenn überhaupt.

Was bedeutet das für die Depots der Anleger?

Vor allem bedeutet es: Kein Aktionismus. Wer auf eine breite Streuung über Ländergrenzen hinweg setzt, wird auch Währungskapriolen gut abfedern können. Klar ist für Marko Behring aber auch: „Sollte der Euro weiter steigen, dann kann das bei oberflächlicher Betrachtung durchaus negativ auf den DAX wirken.“ Als der Euro im Jahr 2017 um mehr als 18 % zulegte, gewann der Dax 12,51 %. Der Dow Jones dagegen legte im gleichen Zeitraum um 25,08 % zu – allerdings nur in Dollar gerechnet; währungsbereinigt blieben dem Euro-Anleger im vermeintlich besser laufenden Dow Jones Index nur 9,73 %. Für Behring zeigt das Jahr 2017: „Währungsschwankungen muss man aushalten können.“

Es zeigte aber auch noch etwas anderes: Während der DAX auch infolge des starken Dollars nur 12,51 % zulegte, gewann der MDAX 18,08 % und der SDAX sogar 24,87 %. Für Marko Behring ein Fingerzeig, denn sollte sich die Markterholung fortsetzen, und wir durch die Impfung tatsächlich mittelfristig zu einer gewissen Normalität zurückkehren, dann könnte die zweite Reihe sehr interessant werden. „Im MDAX oder SDAX finden sich einige Unternehmen, die aufgrund Ihrer Geschäftsmodelle und Größe oft keinen so großen globalen Fokus haben, und damit nicht so stark von Währungsschwankungen betroffen sind. Die werden wir im Auge behalten.“

Foto Marko Behring

Marko Behring

Leiter Asset Management. Nach seinem Studium der Betriebswirtschafslehre und einer Tätigkeit bei einem Hamburger Bankhaus trat er 2011 in die Fürst Fugger Privatbank ein. Er ist Teil des Managementgremiums des FFPB Global Flex und des FFPB Konservativ und zudem verantwortlich für die Verwaltung von Spezialmandaten.

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