Wenn der „Wind of Change“ beginnt, eisig zu werden

Wie Anleger auf die beginnende Veränderung der bisherigen Weltordnung reagieren können

Ungeachtet der immer schlechteren Stimmung wird 2024 im Rückblick als eines der besten Börsenjahre seit Jahrzehnten gelten. Würde das Jahr schon im November enden, wäre in den USA sogar schon ein Performancerekord für das gesamte bisherige 21. Jahrhundert erreicht worden. Auch in Deutschland verlief die Börsenentwicklung zweistellig positiv. Und seit 1988 gab es im DAX nur 2017 noch weniger Schwankungen. Aber – in der Historie sind den ruhigeren Börsenphasen regelmäßig Zeiten mit sehr viel heftigeren Bewegungen gefolgt. Und genau die scheinen nun angebrochen zu sein. Szenarien von Handelskrieg oder Nahostkonflikt bis hin zum Atomschlag verunsichern die Anleger. Die Welt verändert sich und aus der begonnenen Neusortierung ergibt sich für Anleger Handlungsbedarf bei ihrer Portfoliozusammensetzung. Also raus aus Aktien? Keineswegs, sie werden auch zukünftig der wichtigste Performancebaustein bleiben. Die Anlageschwerpunkte sind jedoch zu überprüfen.

Bei US-Titeln ist eine Reduzierung der Technologietitel zugunsten des breiten Marktes zu überlegen. Die Big Techs bleiben aufgrund der technologischen Entwicklung weiterhin wichtig, sie müssen aber zunehmend mit Erschwernissen rechnen. Die kleineren und mittleren Titel, gerade auch der „Old Economy“, erhalten durch die erwartete Wirtschaftspolitik der Trump-Regierung Rückenwind. Sie profitieren etwa von Importzöllen für ihre ausländischen Konkurrenten.

In Europa ist es ratsam, sich die Luftfahrt- und Verteidigungsindustrie genauer anzusehen: Europa wird um den massiven Ausbau seiner Verteidigung nicht umhinkommen. Die entsprechenden Unternehmen dürfen über Jahre eine sehr hohe Nachfrage und gefüllte Auftragsbücher erwarten.

Auch Anleihen darf man keineswegs links liegen lassen, auch wenn die Renditen etwas zurückgegangen sind. In den USA muss aufgrund geplanter Steuersenkungen mit weniger staatlichen Einnahmen und damit einem entsprechend höherem Bedarf für Kapitalaufnahmen gerechnet werden. Dies bedeutet spürbar höhere Renditen der Anleihen und zurückgehende Kurse. Länger laufende US-Anleihen in kürzere Laufzeiten von bis zu 2 Jahren zu tauschen, wäre daher jetzt ein kluger Schachzug. Bei deren Fälligkeiten zu attraktiveren Renditen lässt sich wieder investieren, ohne dabei die mit dem Renditeanstieg verbundenen Kursrückgänge in Kauf nehmen zu müssen.

Oliver Grass

Oliver Grass

Der Financial Planner (ebs) und Eco Berater (ethische und nachhaltige Kapitalanlage) ist seit 2010 in der Niederlassung Nürnberg und dort für die Verwaltung individueller Mandate und Spezialmandate verantwortlich. Hintergrund war nach Studium und Traineeprogramm (1990) eine jahrelange Tätigkeit im Großbankenbereich. Sein Schwerpunkt liegt in der Vermögensverwaltung für Private und Institutionelle Kunden unter Einbeziehung aller Anlageklassen und Instrumente.

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