Wolken am Horizont

Warum der Börsensommer unruhig werden könnte

Manchmal ist an alten Klischees auch etwas Wahres dran. Für Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank, ist „sell in May and go away“ so ein Fall. Denn statistisch gesehen sind die Sommermonate an der Börse tatsächlich schwieriger als der Rest des Jahres. Wäre man seit 2010 nur von Juni bis einschließlich September investiert gewesen, hätte man ca. 11 % Verlust eingefahren. Zum Vergleich: Der Dax machte für den Gesamtzeitraum ein Plus von 150 %. Interessant dabei: „Im Sommer hält sich die Anzahl der positiven und negativen Monate exakt die Waage. Die Volatilität ist jedoch ausgeprägter“, so Behring. „Salopp gesagt: Wenn es knallt, dann knallt es im Sommer heftiger.“ Wie stark, das hängt für ihn wiederum von der fundamentalen Unterlegung ab.

Für den Sommer sieht Behring zunächst die Unterstützung durch die Zentralbanken als positives Element: „Das locker sitzende Geld der Zentralbanken wird auch diesen Sommer stabilisierend wirken“, meint er. „Es gibt aber Wolken am Horizont, die auch Sommergewitter auslösen können – etwa die seit Jahresanfang recht dynamisch ansteigenden Zinsen.“ 10-jährige US-Staatsanleihen bringen mittlerweile mehr als 1,6 % ein und auch Vor-Corona-Niveaus von jenseits der 1,8 % sind bis in den Sommer hinein realistisch. „Vor allem institutionelle Investoren in den USA könnten aus dem volatiler werdenden Aktienmarkt in den Rentenmarkt zurückkehren.“ Ähnlich sieht es für ihn in Deutschland aus. Dort notieren 10-jährige deutsche Staatsanleihen aktuell bei -0,18 % und damit auf dem höchsten Stand seit einem Jahr. Wenn sich im Sommer die Zinsen der schwarzen Null annähern, könnte das auch in Deutschland insbesondere institutionelle Investoren aus dem Aktien- in den Rentenmarkt locken.

Was bedeutet das für die Depots der Anleger?

Für Marko Behring empfiehlt es sich, in den Sommermonaten generell den sprichwörtlichen Fuß etwas vom Gas zu nehmen. Er rät dazu, investiert zu bleiben, aber eben etwas defensiver: „Nach dem guten Jahresstart lassen sich einige Gewinne sichern und die Depots etwas wetterfester aufstellen.“ Für ihn ist es ähnlich wie im Fußball: „Wenn man mit einem komfortablen Vorsprung in Führung liegt, stärkt man die Abwehr und lauert auf Konter- bzw. Kaufgelegenheiten.“

Foto Marko Behring

Marko Behring

Leiter Asset Management. Nach seinem Studium der Betriebswirtschafslehre und einer Tätigkeit bei einem Hamburger Bankhaus trat er 2011 in die Fürst Fugger Privatbank ein. Er ist Teil des Managementgremiums des FFPB Global Flex und des FFPB Konservativ und zudem verantwortlich für die Verwaltung von Spezialmandaten.

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