Wird es Zeit, sich auf eine Rückkehr von Rentenpapieren einzustellen?
Im Schatten der Berichte über die exorbitant gestiegenen Energiepreise ist auch der Rentenmarkt in Bewegung geraten: dreijährige deutsche Staatsanleihen notieren wieder im positiven Bereich – zuletzt war das 2014 der Fall.
Eine Entwicklung, die es zu beachten gilt, meint Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank: „Infolge der niedrigen Zinsen ist die Verschuldung der Privathaushalte und Staaten in den letzten Jahren gestiegen. Höhere Zinsen bedeuten daher weniger verfügbares Einkommen. Die Zinslast steigt, der Konsum sinkt – und das wirkt sich auf die Wirtschaft aus.“
Für ihn stelle sich in diesem Zusammenhang die für Anleger spannende Frage, ob mit der Rückkehr der Zinsen eine Abwendung von der Aktie beginnen könnte. Die Entwicklung gelte es für Marko Behring zumindest im Auge zu behalten: „Dynamische Zinsanstiege haben sich in der Vergangenheit meist erst nach sechs bis neun Monaten auf die Aktienmärkte ausgewirkt. Das dürfte diesmal nicht anders sein.“
Für die Aktie spreche jedoch auch nach wie vor, dass sich der Realzins immer noch weit im negativen Bereich befände. Dennoch rät Marko Behring: „Angesichts der dynamischen Zinsbewegungen lohnt mittlerweile wieder der Blick auf die zwischenzeitlich totgesagten Renten. Man kann sich gute Bonitäten mit vernünftiger Verzinsung einkaufen – auch in Euro.“ Unternehmensanleihen im guten Ratingspektrum A rentierten auf Sicht von fünf Jahren mittlerweile bei immerhin 1,2 %. „Wer jetzt bereit ist, sein Geld länger zu verleihen, kann sich sogar 1,8 % sichern. Das gab es zuletzt 2015.“
Für Behring sei es nicht unwahrscheinlich, dass sich durch die Zinserhöhungen der Notenbank die Inflation bald normalisieren könnte: „Wer jetzt erste attraktive Rendite-Niveaus einloggt, der hat sicher nichts falsch gemacht.“