Zinssenkung voraus – oder doch nicht?

Die Signale von Jackson Hole und mögliche Folgen

Als sich Fed-Chef Jerome Powell und seine internationalen Kolleginnen und Kollegen zu ihrem jährlichen Symposium in Jackson Hole trafen, stand die wirtschaftliche Schwäche in Ostasien im Vordergrund, vorrangig China und Japan. Um die USA ging es erst in zweiter Linie. Die erste Zinssenkung der Fed im September scheint in den Kursen eingepreist. Angesichts der Schwächesignale aus der US-Wirtschaft gibt es auch wenig Grund, die Zinsen nicht zu senken. Im Gegenteil: Sollte die Fed an ihren hohen Zinsen festhalten, wären die Auswirkungen für die US-Wirtschaft denkbar schlecht. Schon heute hängt ein Großteil der US-Wirtschaft von Staatsausgaben ab. Allein die Zinszahlungen für die Staatsschulden würden in den kommenden Jahren zu einem hochinflationären Faktor werden.

Die Notwendigkeit einer Zinssenkung ist also gegeben. Die Frage ist, wie weit. Was, wenn die Zinsen anstatt der erwarteten 25 Basispunkte um 50 Basispunkte gesenkt werden? Ein hoher Zinsschritt könnte durchaus so verstanden werden, dass die Fed eine offensichtliche Schwäche der Wirtschaft sieht. Dies könnte die Märkte erschrecken und unbeabsichtigt einen Ausverkauf auslösen.

Normalerweise ist der erwartete erste Zinsschritt ein Aufwärts-Signal, gerade für Aktien. Dieses Mal könne es anders sein, denn vor allem die Abwicklung des Yen-Carry-Trades bereitet Sorgen. Viele Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte, war es lukrativ, Yen zu leihen und in US-Dollar umzutauschen. Je geringer aber die Zinsdifferenz zwischen Yen und US-Dollar, desto größer ist das Interesse an der Abwicklung des Trades – mit negativen Folgen für den US-Dollar und die US-Aktien: Wenn die Bank of Japan nämlich ihre Zinsen weiter anhebt und die Fed ihre Zinsen wie erwartet senkt, könnte dies dazu führen, dass japanische Investoren beginnen, Kapital aus den USA in Richtung Japan umzuschichten.

Hinzu kommt, dass die Abwertung des Yen die japanische Inflation begünstigt hat. Die Bank of Japan könnte US-Schulden verkaufen, um den Yen zu stützen – was wiederum die langfristigen US-Renditen erneut in die Höhe treiben würde. Auf der anderen Seite senkt die Fed die Zinsen und beeinflusst den kurzfristigen Zins. Die Folge ist eine steilere Zinskurve. Höhere langfristige Renditen sind jedoch meist nicht vorteilhaft für Vermögenswerte mit langer Laufzeit – auch für Wachstumsaktien. Zuletzt wurden die Börsen von wenigen Schwergewichten aus dem Technologiesektor dominiert. Eine strukturelle Schwäche im S&P 500 Index wäre daher als Folge nicht unwahrscheinlich.

Norbert Frey

Norbert Frey

Leiter Fondsmanagement. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften war er bei Banken und Versicherungen tätig und verfügt über eine mehr als 30-jährige Berufserfahrung.

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