Zu früh gefreut?

Die vom Markt erwarteten Zinssenkungen könnten erst später kommen

Die Stimmung an den Aktienmärkten ist glänzend: Die Anleiherenditen sind deutlich zurückgekommen, der Goldpreis markierte ein neues Allzeithoch und die Inflation in Deutschland und der Eurozone sank im November auf 3,2 % bzw. 2,4 %. Im Oktober 2022 waren es noch weit über 10 %. Für das kommende Jahr hofft der Markt auf baldige Zinssenkungen. Die Folge: Der DAX notiert in der Nähe seines Rekordhochs. Tatsächlich sind die Kursziele vieler Analysten für 2024 fast schon erreicht. Allerdings hat sich das Meinungsbild zu Zinssenkungen auch schon in diesem Jahr mehrfach gedreht.

Wenn man genauer hinsieht, dann bleibt die Unsicherheit über die weitere Zinsentwicklung und damit auch über den Markt relativ hoch. Die Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks behalten sich vor, datenabhängig von Sitzung zu Sitzung zu entscheiden. Daher besteht die Gefahr, dass die Kapitalmärkte derzeit zu stark auf baldige Zinssenkungen setzen. Nach der Jahresendrallye ist daher im neuen Jahr das Enttäuschungspotential relativ hoch.

Der Markt preist für das nächste Jahr in den USA und in Europa je 4 Zinssenkungen ein. Das halten wir für etwas zu optimistisch. Besonders den Zeitpunkt der ersten Zinssenkungen mit April bzw. Mai sehen wir als verfrüht an. Nach dem bemerkenswerten Anstieg der letzten Wochen kann es vielmehr sein, dass die Anleger im neuen Jahr Gewinne sichern und eher vorsichtiger agieren. Die Folge wären volatilere Märkte.

Da das Niveau des Zinsgipfels erreicht sein dürfte, raten wir Anlegern zu Staats- und Unternehmensanleihen mit guter Bonität und langen Laufzeiten. Aktuell empfehlen wir für Investments in Anleihen eine durchschnittliche Laufzeit von etwa 6-7 Jahren. Auf der Aktienseite halten wir neben Qualitätstiteln auch Tech-Titel langfristig für aussichtsreich: Die Mega-Themen Digitalisierung und KI zusammen mit ihrer ungebrochenen Preissetzungsmacht machen Technologieaktien langfristig attraktiv. Zusätzlich dürfte die voranschreitende Zinsberuhigung Wachstumsaktien zusätzlichen Rückenwind verleihen.

Da die Zinssenkungsphantasien auch den Goldpreis antreiben, bleibt Gold für 2024 ein wichtiger Bestandteil eines ausgewogenen Portfolios – auch mittelbar über Goldminen- und Rohstoffaktien. Zurückhaltend sind wir dagegen bei einer zuletzt sehr beliebten Anlageform: Angesichts der zu erwartenden Zinsentwicklung stellen Festgelder für uns als Vermögensverwalter keine mittel- oder langfristige Anlagealternative dar.

Andrea Greisel

Leiterin der Niederlassung München. Nach zehnjähriger Tätigkeit im Investment Banking einer bayerischen Großbank trat die Bankkauffrau mit der Zusatzausbildung AIM (Aplliend Investment Management der DVFA) 2010 in die Bank ein. Seither war sie insbesondere im Asset Management und der Vermögensverwaltung tätig. Zuletzt übernahm sie eine leitende Position im Bereich Organisationsentwicklung, mit Fokus auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Ihr Hauptanliegen als Niederlassungsleiterin ist es, eine enge persönliche Bindung zu den Kunden zu pflegen und deren individuelle Bedürfnisse weiterhin in den Mittelpunkt der Geschäftsstrategie zu stellen.

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