Diese Faktoren schicken den Rohölmarkt auf Talfahrt
Öl wird gerne auch als „schwarzes Gold“ bezeichnet. In diesem Jahr hinkt bislang jedoch der Vergleich mit dem Edelmetall: Während der Goldpreis von einem Rekordhoch zum nächsten klettert, geht die Entwicklung des Ölpreises im bisherigen Jahresverlauf eher in eine andere Richtung: Sowohl die Preise für die Ölsorte WTI Crude, als auch für das Nordsee-Pendant Brent geben seit Jahresanfang deutlich nach und liegen im Minus. Die einzige Gemeinsamkeit mit dem Goldpreis ist, dass bei beiden die US-amerikanische Zollpolitik eine wesentliche Rolle spielt.
Die internationale Energieagentur (IEA) geht für 2025 von einer geringeren Ölnachfrage aus – aufgrund der Zölle. Der Preisverfall beim Rohöl seit Jahresanfang hat sich nach der Ankündigung reziproker Zölle am 02. April verstärkt. Die Sorge vor einem globalen Handelskrieg mit unabsehbaren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft hat für zusätzlichen Preisdruck gesorgt. Dementsprechend erholte sich der Ölpreis wenige Tage auch leicht, als eine Pause von 90 Tagen für die erst beschlossenen Zölle verkündet wurde. Präsident Trump hat im Wahlkampf niedrigere Energiepreise versprochen. Allerdings wollte er sie durch eine massive Ausweitung der amerikanischen Ölproduktion drücken („drill, baby, drill“).
Der wahre Grund für den sinkenden Ölpreis ist jedoch ein anderer. Er hängt mit der Sorge zusammen, dass die Handelszölle eine Rezession auslösen und so die Ölnachfrage weiter zurückgehen lassen könnten. Auch die Fortschritte vieler Staaten bei der Substitution ihrer Primärenergie durch erneuerbare Energien spielen eine nicht unwesentliche Rolle. In den USA werden die Genehmigungsverfahren für neue Ölförderungen massiv beschleunigt. Mittlerweile besteht die Vorgabe, diese innerhalb von 28 Tagen zu genehmigen. Das Interesse daran ist aber noch ungewiss: Ob Unternehmen angesichts des niedrigen Ölpreises neue Ölförderprojekte beginnen, ist absolut nicht sicher. Sollte es nicht zu einem globalen Aufschwung kommen, dürften die Ölpreise daher eher noch eine Weile auf niedrigem Niveau verharren.
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