Was die EZB der Fed gerade voraus hat

Die Folgen der Zinspolitik machen europäische Assets attraktiv für Anleger

Die Europäische Zentralbank hat ihren Lockerungskurs fortgesetzt und den Einlagensatz um weitere 25 Basispunkte auf 2,0 Prozent gesenkt – bereits zum achten Mal seit Sommer 2024. Nach diesem neuerlichen Schritt fasst sie jedoch zunächst eine geldpolitische „Sommerpause“ ins Auge. Die EZB kann sich diese Zinssenkung leisten. Sie ist eine konsequente Reaktion auf den überraschenden Rückgang der Eurozonen-Inflation auf 1,9 Prozent. Sie kann so zusätzlichen Spielraum für Investitionen schaffen und das Wachstum stützen.

Anders die US-Notenbank: Sie hält Ihren Leitzins zwischen 4,25 und 4,50 Prozent und dürfte dies auch auf der Sitzung am 18. Juni bestätigen. Fed-Chef Jerome Powell hat mehrfach klar gemacht, dass er sich vom Weißen Haus nicht unter Druck setzen lassen will. Die Fed bleibt daher bei einer datenabhängigen Zinspolitik und sieht keinen Anlass für voreilige Zinssenkungen. Unterstützung bekommt sie vom US-Arbeitsmarkt: Mit 139.000 neuen Stellen lag der Mai über den Erwartungen, bei einer konstanten Arbeitslosenquote von 4,2 Prozent. Gleichzeitig zogen die Durchschnittslöhne an. Dieses Signal der Stabilität wurde als Bestätigung einer fortgesetzten Zinspause verstanden und der Dollar beendete seine kurze Erholungs­phase wieder.

Seit Monaten zeigen sich die Folgen dieser auseinander­laufende Geldpolitik an den Börsen: Der DAX hat seit Januar um gut 20 Prozent zugelegt, während die großen US-Indizes kaum vom Fleck kommen. Kapital sucht verstärkt den Weg nach Europa. Darüber sollten auch Anleger nachdenken. Auf der Renten­seite empfehlen wir, sich Unternehmens­anleihen mittlerer Laufzeit aus der Eurozone ansehen. Sie bieten attraktive Kupons, ohne das Wechselkurs­risiko zum Dollar in Kauf nehmen zu müssen.

Auf der Aktien­seite sind europäische Titel moderater bewertet und konjunktur­politische Impulse versprechen Rückenwind. Bei US-Titeln ist auf Qualitäts­unternehmen mit solider Bilanz und globaler Preissetzungsmacht zu achten.

Europäische Anleger finden derzeit die besseren Chancen in ihrer Heimat Die Kombination aus schwächerem Dollar, hoher US-Bewertung und zunehmender Kapital­verlagerung macht europäische Assets zurzeit zur ersten Wahl – sowohl auf der Anleihe- als auch auf der Aktien­seite.

 

Stand: 11. Juni 2025 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.