Nach den Höchstständen vom Herbst ist den Märkten der Schwung abhandengekommen
Für viele Anleger ist die regelmäßige Jahresendrally fest eingeplant – doch dieses Jahr scheint sie auszufallen. Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank, sieht als Ursache dafür nicht nur die Omikron-Variante, die Angst vor neuen Einschränkungen und Konsequenzen für die Wirtschaft verbreitet. Er meint: „Wir sehen den Grund für die Zurückhaltung an den Märkten eher in der Politikwende der amerikanischen Notenbank als in der Furcht vor einer neuen Corona-Welle.“
Bereits zu Beginn des Monats habe Zentralbankpräsident Powell damit begonnen, die rasch gestiegene Inflation nicht mehr als vorübergehend zu bezeichnen. Damit habe er eingestanden, dass das Risiko für eine höhere Inflation gestiegen sei. „Die Fed hat das Problem erkannt – wenngleich spät. Sie wird nun deutlich entschlossener agieren und dürfte 2022 einen wesentlich stärkeren Fokus auf die Inflationsbekämpfung legen“, so Behring. Dies sei auch daran erkennbar, dass die US-Zentralbank nun mit dem Tapering ernst mache. Die ab Januar 2022 beabsichtigten Anleihekäufe entsprächen nur noch etwa der Hälfte des ursprünglichen Volumens.
„Wenn die Fed so weiter macht, könnte ihr Kaufprogramm bereits im Frühling auslaufen. Und das wäre nur der erste von weiteren Schritten zur Inflationsbekämpfung“, meint Marko Behring. Er ist überzeugt: „Mit dem Auslaufen der Kaufprogramme ist die Bühne für erste Zinserhöhungen bereitet.“ Einer jüngst veröffentlichten Darstellung der Fed sei zu entnehmen, dass die Mitglieder des Zentralbankausschusses bis zum Jahresende 2022 im Schnitt drei Zinserhöhungen um je 0,25 % erwarteten. Weitere drei Erhöhungen seien für 2023 geplant.
Diese veränderte Haltung der Zentralbanker beginne nun, sich auszuwirken, meint Marko Behring: „Der Richtungswechsel der Fed seit Dezember drückt auf die Stimmung der Aktienmärkte und spricht für ein deutlich turbulenteres Aktienjahr 2022.“
Die Fürst Fugger Privatbank habe daher in ihren Vermögensverwaltungen in den letzten Wochen die Aktienquoten reduziert. Würde die Fed ihre nächsten Schritte weiterhin eng mit den Marktteilnehmern kommunizieren, sollten sich die Kollateralschäden in Grenzen halten, meint Behring. Dennoch rät er: „Es schadet nicht, sich auf höheren Volatilitäten einzustellen und an der ein oder anderen Stelle das Risiko zu reduzieren.“