Wie Aktien-, Rentenmärkte und Anleger auf die Regierungsbildung reagieren könnten
Deutschland hat gewählt und nun gilt es, erstmals aus drei Parteien eine vernünftige Regierungskoalition zu schmieden. Die Themen sind klar gesetzt: Steuern, Klimaschutz und Digitalisierung. Die im Vorfeld von vielen gefürchtete Kombination Rot-Rot-Grün hätte keine Mehrheit. Christoph Mertens, Mitglied des Managementgremiums des FFPB Dividenden Select der Fürst Fugger Privatbank, sieht Grüne und FPD nun als Königsmacher. Sie hätten im Wahlkampf auch ihre Schwerpunkte auf die genannten Themen gelegt. Es stelle sich nun die Frage, was möglich wäre und wie es sich auf die Märkte auswirken könnte.
Ampel (SPD, Grüne, FDP): „Eine Ampelkoalition schätzen wir für Unternehmen und Aktienmärkte als relativ ungefährlich ein. Durch die Beteiligung der FDP dürfte keine unternehmensfeindliche Stimmung einkehren“, meint Mertens. Der Fokus der SPD und der Grünen auf soziale Themen und das damit einhergehende Ausgabeverhalten könne sich jedoch auf die Renditen von Bundesanleihen auswirken. Die dürften eher steigen.
Jamaika (CDU/CSU, Grüne, FDP): Eine sogenannte „Jamaika-Koalition“ sieht Mertens als Wunschkonstellation der Märkte. Die Grünen könnten sich in dieser Konstellation vorrangig um das Thema Klima kümmern, die wirtschaftspolitischen Fragen wären vermutlich eher in der Union und FDP verteilt. „Unter einer Jamaika-Koalition dürften sich die Renditen der Bundesanleihen neutral verhalten und die deutschen und europäischen Aktienmärkte eher positiv reagieren.“
GroKo (SPD, CDU/CSU): Wenig Veränderungen an den Märkten sei, laut Christoph Mertens, von einer großen Koalition zu erwarten: „Die in der Bevölkerung ungeliebte GroKo wäre für die Finanzmärkte ein Non-Event. Die Politik stört weitestgehend nicht und man weiß was man bekommt.“ Und das hieße: Bundesanleihen und Aktienmärkte neutral. „Es darf jedoch bezweifelt werden, ob das ausreicht“, so Mertens weiter.
Die Kompetenzen der Parteien seien deutlich skizziert, meint Christoph Mertens: „Wenn die 20er Jahre ein Jahrzehnt der Modernisierung und der Investitionen sein sollen, ist eine Beteiligung der Grünen und der FDP durchaus sinnvoll – vielleicht sogar notwendig“. Ein Dreierbündnis sei zwar ein Novum auf Bundesebene, eine der beiden Volksparteien wäre mit der Regierungserfahrung der letzten Jahre jedoch in der Lage, die Prozesse zu ordnen, während von den kleineren Koalitionspartnern neue Impulse kommen könnten.
Die Börsen hätten sich vom Wahlausgang nicht überrascht gezeigt. Für die Zukunft sei jedoch entscheidend, wie die damit zusammenhängenden Aufgaben bewältigt würden. „Hier liegen die Investitionschancen aus dieser Wahl: Im Rahmen der Klimawende gibt es Möglichkeiten, von der neuen Politik zu profitieren, gerade von Energiewende und Technologien der Zukunft. Gleiches gilt für das Thema Digitalisierung“, so Mertens. Auch abseits der großen Tech-Konzerne werde es zukünftig Unternehmen geben, die von einem Transformationsprozess profitieren würden – auch in Deutschland.