US-Notenbank wagt sich vorsichtig aus dem Krisenmodus

Klarheit über den künftigen Kurs der Fed sorgt für Erleichterung

In Glasgow ringen rund 200 Staaten darum, wie das Klimaziel von 1,5 Grad noch erreicht werden kann, doch das Geschehen an den Märkten wird von der US-Notenbank dominiert. Sie hat beschlossen, die monatlichen Anleihekäufe von bislang 120 Mrd. US-Dollar ab Mitte November jeden Monat um 15 Mrd. US-Dollar zu verringern. Damit würde ihr Anleihekaufprogramm Mitte 2022 auslaufen. Die Aktienmärkte reagierten entspannt und mit steigenden Kursen.

Andrea Greisel vom Asset Management der Fürst Fugger Privatbank: „Fed-Chef Jerome Powell hat sehr klug kommuniziert. Bereits im Vorfeld hat er die Marktteilnehmer gut auf diese Entscheidung vorbereitet. Und er hat betont, dass mit dem Ende der Aufkäufe nicht automatisch eine Erhöhung der Leitzinsen verbunden ist. Damit hat er den Markt beruhigt.“ Zumal sich die Fed vorbehalte, diesen Beschluss zu überprüfen, sollten sich die Konjunkturaussichten eintrüben. Dafür gebe es derzeit jedoch keine Anzeichen, so Greisel: „Die Zinserhöhungsdiskussion in den USA zeugt von einer recht stabilen Wirtschaft.“ So seien die Konjunkturprognosen zwar für 2021 zurückgestutzt, aber für 2022 erhöht worden. Zudem komme der Fed entgegen, dass sich allmählich Entspannungseffekte bei den Rohstoffpreisen wie Kohle, Naturgas oder Industriemetallen einstellten. Aber: „Das Thema Inflation wird uns auch 2022 beschäftigen“, ist Andrea Greisel überzeugt.

In diesem Zusammenhang zeige auch die in Deutschland angelaufene Berichtssaison ein äußerst freundliches Bild. Nach dem durch Corona belasteten Vorjahr sei ein Vergleich nur eingeschränkt möglich, aber ca. 80 % der Unternehmen hätten die Erwartungen übertroffen und dabei historisch überdurchschnittliche Gewinnwachstum ausgewiesen -­ sowohl in den USA, als auch in Europa. Dabei sehe sie insgesamt die europäischen Aktien etwas aus dem Schatten der USA heraustreten, meint Andrea Greisel: „Die europäischen Titel holen bei den Unternehmensgewinnen gegenüber den US-Aktien auf. Das dürfte sich zukünftig auch in einer besseren Wertentwicklung niederschlagen. Nicht zuletzt, weil die EZB ihre Niedrigzinspolitik einstweilen beibehält.“ Der Anteil der Optimisten gegenüber den Pessimisten am Markt halte sich aktuell die Waage, so dass kein hohes Korrekturpotenzial erkennbar wäre. Dies sei eine gesunde Grundlage für einen weiterhin positiven Marktverlauf.

Fazit:

Die Bäume würden zwar nicht in den Himmel wachsen, aber Andrea Greisel sieht eine positive Grundtendenz: „Wir setzen in unseren Portfolien weiterhin auf eine breite Diversifizierung und leichte Übergewichtung der Aktienquote und mischen dazu im Technologiebereich Titel der Halbleiterbranche und der erneuerbaren Energien bei. Daneben sehen wir auch weiterhin Potential in der Biopharmazie und Rohstoffwerten.“

Andrea Greisel

Leiterin der Niederlassung München. Nach zehnjähriger Tätigkeit im Investment Banking einer bayerischen Großbank trat die Bankkauffrau mit der Zusatzausbildung AIM (Aplliend Investment Management der DVFA) 2010 in die Bank ein. Seither war sie insbesondere im Asset Management und der Vermögensverwaltung tätig. Zuletzt übernahm sie eine leitende Position im Bereich Organisationsentwicklung, mit Fokus auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Ihr Hauptanliegen als Niederlassungsleiterin ist es, eine enge persönliche Bindung zu den Kunden zu pflegen und deren individuelle Bedürfnisse weiterhin in den Mittelpunkt der Geschäftsstrategie zu stellen.

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