Inflation im Rückwärtsgang – nachhaltig oder Strohfeuer?

Kampf gegen Preisanstieg könnte sich noch länger hinziehen

Nachdem es in den vergangenen Wochen für viele Anleger vor allem um die Eindämmung der Bankenrisiken ging, rückt nun wieder die Entwicklung der Verbraucherpreisindizes in den Fokus. Eines ist klar: Das Thema Inflation ist längst nicht gelöst und wird die Zentralbanken noch weiter beschäftigen.

Die zuletzt eher schwächeren Konjunkturdaten hatten zwischenzeitlich die Hoffnung vieler Anleger auf eine zurückgehende Inflation geweckt. Davon profitierten wiederum vor allem sogenannte „Big Tech“-Unternehmen: Wieder sinkende Zinsen treiben die Wachstumsfantasie. Gerade die teuer bewerteten Technologieaktien können ihre hohen Bewertungen vor allem dann rechtfertigen, wenn die Signale auf Wachstum und niedrige Zinsen stehen.

Wir warnen jedoch vor verfrühtem Optimismus. Schließlich liegt auch in den USA die Inflation immer noch weit über dem angestrebten 2 % Ziel. Die US-Zentralbank wird erst dann wirklich erste Zinssenkungen erwägen, wenn eine deutliche Trendumkehr der Inflation sichtbar werden sollte. Danach sieht es aktuell nicht aus – trotz erster Entspannungssignale.

Die von der OPEC beschlossene Drosselung der Fördermengen und der dadurch anziehende Ölpreis stehen dem ebenso entgegen, wie der immer noch robuste US-Arbeitsmarkt. Ja, die Inflation entspannt sich ein wenig, eine Trendwende sehen wir hier jedoch mitnichten. Und dafür gibt es auch einen Grund: Der nach wie vor starke US-Dienstleistungssektor verhindert gegenwärtig eine wirkliche Trendumkehr der Inflation.

Aus dem verarbeitenden Gewerbe in den USA kommen zwar seit Oktober 2022 schon Signale einer nachlassenden Stärke, nicht jedoch aus dem wenig zinsempfindlichen Servicesektor. Solange aber im Dienstleistungssektor die Rezessionssignale ausbleiben, wird auch weiterhin eine nachhaltig positive Wirkung auf die Inflation nicht in dem Umfang ankommen, wie ihn die Zentralbanken für eine Trendwende bräuchten.

Berücksichtigt man dann noch den von der OPEC ausgelösten kurzfristigen Ölpreisanstieg, dann könnte sich der Kampf gegen die Inflation noch länger hinziehen, als viele Marktteilnehmer derzeit hoffen.

Foto Marko Behring

Marko Behring

Leiter Asset Management. Nach seinem Studium der Betriebswirtschafslehre und einer Tätigkeit bei einem Hamburger Bankhaus trat er 2011 in die Fürst Fugger Privatbank ein. Er ist Teil des Managementgremiums des FFPB Global Flex und des FFPB Konservativ und zudem verantwortlich für die Verwaltung von Spezialmandaten.

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