Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 16. – 20. November 2020

DAX

Nach einem ruhigen Wochenstart ging es an den Börsen weltweit steil nach oben. Die Meldung der deutschen BioNTech, dass ihr Corona-Impfstoff einen Wirkungsgrad von über 90 % aufweise und in Kürze mit der Beantragung einer Zulassung zu rechnen sei, versetzte die Börsen in Euphorie. Der DAX gewann 597 Punkte oder 4,78 % und ging bei 13.077 Punkten am Freitag aus dem Handel. Auffallend war die Sektorrotation. Bislang bevorzugte Technologiewerte gerieten unter Abgabedruck, während die seit längerem verschmähten Valuetitel aber auch Small-Caps in der Gunst der Anleger stiegen. In der heutigen Eröffnung startet der DAX mit Gewinnen und reagiert damit auf Gewinne an der Wall Street und in Asien. Die entscheidende Frage wird sein, wie lange werden die Investoren die sich zuspitzende Lage in der Corona-Pandemie negieren. Nachdem immer mehr Nachbarländer restriktive Maßnahmen erlassen, drohen auch in Deutschland eine Verschärfung der bestehenden Lockdown-Restriktionen. Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass der DAX bis 13.250 Punkten steigen wird, bevor Gewinnmitnahmen den Index erneut unter die 13.000er Marke drücken. Die Abwärtsbewegung könnte bis 12.870 Punkten führen. Sollte hingegen der Sprung über die Marke von 13.250 Punkten gelingen kann der DAX Richtung 13.460/13.600 Punkten weiter steigen. Darüber würde sich ein neues Kaufsignal ergeben.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.432 Punkten aus dem Handel und erzielte auf Wochensicht einen Kursgewinn von 7,11 %. Zwei Ereignisse sorgten beim Euro Stoxx 50 für deutliche Kursgewinne: der Wahlsieg Joe Bidens und vor allem die Nachricht über den baldigen Zulassungsantrag eines Corona-Impfstoffs. Diese Euphorie zusammen mit freundlichen Vorgaben der Wall Street sowie aus Asien sorgen auch heute für einen freundlichen Börsenstart. Die zunehmende Zahl von Covid-19 Erkrankungen könnte allerdings für steigende Volatilität sorgen, sollte es zu einer Verschärfung der bislang gültigen Lockdown-Maßnahmen kommen. Charttechnisch läuft der Euro Stoxx 50 Index allmählich in eine überkaufte Situation hinein. Der Stochastik Index befindet sich bereits im deutlich überkauften Bereich, der RSI steht kurz davor. Auf der anderen Seite lässt das obere Bollinger-Band Luft bis 3.553 Punkten. Darüber finden sich Widerstände aus dem Frühjahr bei 3.594 Punkten, gefolgt von 3.632/3.639 Punkten. Auf der Unterseite lassen sich bei 3.451 Punkten sowie bei 3.421 und 3.396 Punkten Unterstützungen ausmachen.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones legte in der vergangenen Woche um 4,1 % zu. Er schloss bei 29.480 Punkten. Ein positiver Nachrichtenfluss bezüglich der Wirksamkeit des BioNTech-Impfstoffs führte zu einem guten Sprung bei den Indizes. Insbesondere konjunktursensible Titel profitierten, diese sind im Dow Jones überproportional stark vertreten. Besonders gut entwickelten sich Finanzwerte (+8,3 %), Industrietitel (+5,3 %) und Energieaktien (+16,5 %). Der Dow Jones hat mit diesem dynamischen Anstieg der letzten Woche tatsächlich das Allzeithoch vom 12. Februar 2020 bei 29.551 Punkte getestet, was wir hier in der Vorwoche auch als realistisch erachteten. Intraday schaffte es der Dow Jones sogar bis 29.934 Punkte, markierte also intraday ein neues Allzeithoch, schaffte aber nicht die 30.000 Punkte-Marke zu erreichen, was sicherlich für euphorische Schlagzeilen gesorgt hätte. Zu Beginn der Woche könnte ein erneuter Anlauf auf die 30.000 Punkte Marke anstehen, aber aus unserer Sicht ist der Dow Jones auf dem aktuellen Niveau zunächst ausgereizt, sprich wir sehen aktuell kein großes Potenzial mehr für weitere Kursgewinne. Marktteilnehmer sollten die aktuelle Situation aus unserer Sicht vielmehr nutzen, um Gewinne mitzunehmen und ihr Portfolio defensiver ausrichten. Eine Konsolidierung (die wir erwarten) sollte den Dow zunächst zumindest bis in den Bereich von 28.432 – 28.000 Punkten führen, dort wurde ein Gap eröffnet bzw. die 38- bzw. 50-Tage-Linien verlaufen dort. Wir erwarten uns im Marktverlauf der nächsten Wochen nähere Einsichten, ob es sich bei der Erholung seit Ende März lediglich um eine Bärenmarktrallye handelt.

Bund-Future

Der Bund-Future notiert aktuell bei 175,11 %-Punkten. Damit hat sich der Bund-Future von seinem starken Einbruch in der letzten Woche erholt, der bis zum Tief bei 173,66 %-Punkten führte. Der starke Abverkauf ist als Reaktion auf die Aktienmarkthausse der letzten Tage zu sehen. Mit dem Anstieg über die Marke von 175 %-Punkten ist der Bund-Future erneut in die bis dato vorherrschende seitwärtsgerichtete Bandbreite zwischen 175 %-Punkten und 177 %-Punkten vorgedrungen. Auch wenn sich damit der Ausblick etwas gebessert hat, gilt es die Marke 175,21 %-Punkten (38-Tage-Linie) zu überwinden, um dann Richtung 175,60 %-Punkten ansteigen zu können. Auf der Unterseite sollte die bei 174,82 %-Punkten verlaufende 55-Tage-Linie nicht mehr unterschritten werden.

Einschätzung

Auch wenn der angekündigte Impfstoff eine vage Hoffnung darstellt, dürfte die Entwicklung der Neuinfektionszahlen das Marktgeschehen beeinflussen. Dennoch besteht Hoffnung, dass aufgrund der Saisonalität der Börsenaufschwung weitergehen könnte.

Stand: 16. November 2020 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Gemälde GL-Saal
Dieter Langenbucher

Dieter Langenbucher

Der Diplom-Kaufmann univ. ist seit 2005 Portfoliomanager bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft und managt den FFPB MultiTrend Flex und den FFPB Rendite. Zudem ist er Mitglied des Anlageausschusses für institutionelle Mandate. Sein besonderes Interesse gilt der Marktstrategie.

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