Covid-Impfstoff und Biden-Sieg: Viagra für die Börsen?

Euphorie an den Börsen und die Frage, wie lange das Kursfeuerwerk anhält.

Bereits der Wahlausgang in den USA hatte viele Marktteilnehmer versöhnt. Nun kamen noch die lang ersehnten guten Nachrichten von einem möglichen Corona-Impfstoff. Das Ergebnis war ein regelrechtes Kursfeuerwerk an den Börsen, getragen von der Hoffnung „alles wird gut“. Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank kann in diese Euphorie nur teilweise einstimmen: „Die Börse läuft der Entwicklung voraus und antizipiert bereits eine Rückkehr zur Normalität. Dann müsste sie aber auch die geplanten Stimulationsmaßnahmen und die Schützenhilfen durch die Zentralbanken neu bewerten.“

Dass sich die erste Euphoriewelle nach den sehr guten Nachrichten von Biontech in Teilen wieder abgeschwächt hat, bestätigt Behring in seiner Haltung: „Ich erwarte nicht, dass die Euphorie an den Börsen die nächsten Monate anhält.“ Dafür benennt er vor allem drei Gründe:

„Es wird dauern bis eine flächendeckende Bereitstellung einer Impfung überhaupt möglich ist. Darüber hinaus kann in dieser Zeit noch viel passieren und es können auch einmal schlechte Nachrichten von einem Impfstoff kommen, bis hin zum Rückruf. Die Rückkehr zur Normalität ist daher auch unter optimalen Bedingungen eine mittelfristige Perspektive und steht nicht etwa unmittelbar bevor.“

Und auch wenn die Impfung zügig kommen sollte, ist die Entwicklung hin zum Normalzustand kein Selbstläufer, so Behring: „Die Frage ist, ob das Dauerfeuer der Zentralbanken und die gigantischen Stimulationspakete weiterlaufen oder ob sie zurückgefahren werden, sobald sich eine gesundheitspolitische Normalisierung abzeichnet. Auch das ist nicht frei von Risiken für die Märkte.“

Interessant an der Bewegung der letzten Tage war für Marko Behring das Auseinanderlaufen zwischen traditionellen Dividenden- und Value Aktien und den meist technologielastigen, sogenannten „Stay-at-Home“-Aktien, also Titeln, die etwa von Homeoffice und E-Commerce profitieren. „Wir halten es für gut denkbar, dass die Ankündigung einer Impfung der Anfangspunkt einer umfassenden Börsenbewegung ist, an deren Ende eine deutliche Outperformance der eher Value-lastigen Titel steht. Also nicht nur eine Rückkehr zur Normalität im Alltag, sondern auch eine Rückkehr zur Normalität an den Börsen.“

Was bedeutet das für die Depots der Anleger?

Marko Behring ist überzeugt, dass eine Rückkehr zur Normalität letztlich dazu führen dürfte, dass sich die an den Börsen aufgebauten Verschiebungen auf kurz oder lang zugunsten von Value abbauen. Dafür sieht er sein Haus gut gerüstet: „Im Verlauf der letzten Monate haben wir bereits antizyklisch Value und Dividendentitel in unseren Kundenportfolien beigemischt. Unsere Depots sind auch auf den Beginn einer Rückkehr zur Normalität vorbereitet.“

Foto Marko Behring

Marko Behring

Generalbevollmächtigter, Bereichsleiter Asset Management/Kredit. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre und einer Tätigkeit bei einem Hamburger Bankhaus trat er 2011 in die Fürst Fugger Privatbank ein. Er ist Teil des Managementgremiums des FFPB Global Flex und des FFPB Konservativ und zudem verantwortlich für die Verwaltung von Spezialmandaten.

News­letter

Möchten Sie mehr über unsere Leistungen erfahren? Melden Sie sich für unseren Newsletter an:

Anmelden

Wählen Sie Ihre Newsletter

Datenschutz*

Die mit * gekennzeichneten Felder sind Pflichtfelder.

Dies könnte Sie auch interessieren:

Aktien

Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

Norbert Frey
Norbert Frey
9. November 2020

Aktien

Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

Christian Curac
Christian Curac
4. November 2020
Vermögensverwaltung

Vermögens­verwaltung

Disruption statt Winterschlaf