Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 20. – 24.11.2023

DAX

Eine fulminante Börsenwoche liegt hinter uns. Der DAX stieg um fast 700 Punkte gegenüber der Vorwoche an und schloss bei 15.919 Punkten. Nach Veröffentlichung von Inflationsdaten sowohl aus den USA wie auch der Eurozone setzte sich unter den Anlegern die Hoffnung durch, dass der Zinserhöhungszyklus beendet sei. Dadurch wurde eine Kaufwelle ausgelöst, die ohne Konsolidierung den wichtigen Widerstandsbereich zwischen 15.365 und 15.660 Punkten nach oben auflöste. Charttechnisch ist der DAX dadurch deutlich überkauft, zeigt jedoch noch keine Anzeichen für ein Pullback. In der heutigen Eröffnung notiert der DAX leicht unter dem Schlussniveau vom Freitag. Aber erst oberhalb von 16.098 Punkten würde das große Ziel DAX 16.300 Punkte ins Blickfeld rücken. Jedoch können wir uns eine solche Bewegung ohne Konsolidierung nicht vorstellen, zumal es starke negative Divergenzen zwischen dem Index und dem RSI gibt. Ziel eines Pullbacks wäre die Marke von 15.660 Punkten.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag bei einem Punktestand von 4.340 Punkten und stieg im Vergleich zur Vorwoche deutlich um 3,40 %. Die jüngsten Kursgewinne beruhen auf der Hoffnung, dass eine sinkende Inflation keine weiteren Zinserhöhungen nach sich zieht und sogar mit einer lockeren Geldpolitik ab dem nächsten Jahr zu rechnen ist. In der vergangenen Woche zeigte der Rohstoffsektor mit einem robusten Zuwachs von 6,10 % die stärkste Performance aller Sektoren. Dicht dahinter folgte der Immobiliensektor, der mit einem Anstieg von 5,97 % deutlich von dem Rückgang der Renditen profitierte. Aus charttechnischer Perspektive präsentierte sich der Euro Stoxx 50 in der vergangenen Woche besonders robust. Dies lässt sich insbesondere auf zwei Faktoren zurückführen: Erstens wurde der Kursanstieg durch eine beachtliche Marktbreite unterstützt, wobei 92 % der gelisteten Unternehmen Kursgewinne verzeichneten. Zweitens durchbrach der Index deutlich und entscheidend die Widerstandszone bei 4.200 Punkten sowie das 76,4 % Fibonacci-Retracement bei 4.226 Punkten, an dem er in den vergangenen Wochen mehrfach scheiterte. In Bezug auf die Aufwärtsdynamik zeichnet sich für den Euro Stoxx 50 eine signifikante Widerstandszone bei der Marke von 4.400 Punkten ab. Eine direkte und unmittelbare Überwindung dieser Schwelle erscheint jedoch als Herausforderung, da der Index bereits in einen leicht überkauften Bereich vorgedrungen ist. Dies könnte eine gewisse Konsolidierung erforderlich machen, bevor ein nachhaltiger Durchbruch über diese kritische Marke realisiert werden kann.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones legte in der vergangenen Woche um 1,9 % zu. Er schloss bei 34.947 Punkten. Alle 11 Sektoren konnten Kursgewinne erzielen, angeführt von Immobilien (+4,5 %), Finanzen (+3,3 %), und Versorgern (+3 %), also eher ungeliebte Sektoren. Schwach war die Dow Jones-Komponente Walmart nach Veröffentlichung der Quartalsergebnisse und einer ausgesprochenen Warnung, dass die Konsumenten zurückhaltender geworden seien. Auch der Kurs von Cisco war nach schwachen Zahlen unter Druck. Im Gegensatz zur Vorwoche entwickelten sich die Small Caps dynamisch, der Russell 2000 legte um 5,4 % zu. Entscheidend für die gute Stimmung war eine niedrigere Inflationsrate, die suggeriert, dass die US-Notenbank ihren Zinserhöhungsprozess beendet hat. Trotz weiterer „hawkishen“ Kommentaren seitens einiger regionaler Notenbankpräsidenten preisten die Zinsmärkte eine erste Zinssenkung im Mai 2024 ein. Die relative Stärke in den US-Indizes scheint überraschend. Sie ist sicher in einem sehr negativen Marktsentiment begründet und einer daraus resultierenden suboptimalen Positionierung. Trotz kurzfristig überhitzter Indikatoren zeigen die Indizes keine nennenswerte Schwäche, sondern die Angst der Marktteilnehmer, die Rallye zu verpassen und liefert die nötige Unterstützung für steigende Kurse. So reichte zu Wochenbeginn ein starker Tag, um den Dow Jones über den wichtigen Widerstand bei 34.500 Punkten zu lupfen, der durch Verlaufshochs von Mitte Juni und Anfang Juli definiert ist. Aufgrund des überhitzten technischen Bilds folgte dann eine Seitwärtsbewegung, aber es entstand kein Verkaufsdruck. Inzwischen ist der Dow Jones am nächsten Verlaufshoch von Ende August und Mitte September angelangt, das bei 35.035 Punkten verläuft und den nächsten Widerstand darstellt. Eine Widersprüchlichkeit seitens der Indikatorenlage könnte auch hier zu einer Seitwärtskonsolidierung führen, ehe der Dow Jones seine Jahresendrallye in Richtung der Jahreshochs bei 35.714 Punkten fortsetzen sollte. Nach dem dynamischen Anstieg kann es jederzeit zu einzelnen Konsolidierungstagen kommen, wir sehen den Dow Jones bei den Verlaufshochs von Mitte Juni und Anfang Juli im Bereich von 34.500 Punkten gut unterstützt.

Bund-Future

Sinkende Inflationsraten dies und jenseits des Atlantiks haben dafür gesorgt, dass die Renditen deutlich zurückgingen. Auf der anderen Seite konnte der Bund-Future die schon öfters thematisierte Marke von 130,20 %-Punkten nach oben durchbrechen. Sicherlich mit dazu beigetragen hat, dass Moody’s sein Rating für Italien überarbeitet hat und den Ausblick von „Negativ“ auf „Stabil“ geändert hat. Der in der heutigen Eröffnung zu verzeichnende Renditeanstieg bei den längeren Bundesanleihen sorgte für leichte Abgaben beim Bund-Future. Wichtig bleibt, dass die bei 130,54 %-Punkten verlaufende 90-Tage-Linie nicht gebrochen wird. Auf der Oberseite könnte der Bund-Future bis zum Septemberhoch bei 132,78 %-Punkten ansteigen, jedoch müsste dazu die Hürde bei 131,49 %-Punkten überwunden werden.

Einschätzung

In unserer letzten Ausgabe haben wir noch darüber spekuliert, ob eine Jahresendrallye noch wahrscheinlich ist. Alle dafür erforderlichen Punkte sind eingetroffen. Fraglich bleibt nur, ob der Anstieg aufgrund der überkauften Chartsituation ohne notwendige Konsolidierung weiter geht oder nicht.

 

Stand: 20. November 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

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