Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 08. – 12.01.2024

DAX

Nach dem erstaunlich positiven Jahr 2023 verläuft der Jahresauftakt an den Aktienmärkten zunächst holpriger als von manchem Marktteilnehmer erwartet. Interessanterweise brachten die ersten Handelstage eine Branchenrotation von Technologiewerten hin zu eher defensiven Branchen. Die weitere Entwicklung an den Aktienmärkten hängt weiter von der Inflation und der künftigen Notenbankpolitik ab. Aktuell scheint es so, als würden die Börsianer zu viele Zinssenkungen durch die Fed und EZB einpreisen. Das Enttäuschungspotential ist dementsprechend hoch. Daneben spielt auch die Gewinnentwicklung der Unternehmen eine wichtige Rolle. Erste Aufschlüsse erwarten wir von der in dieser Woche beginnenden Quartalssaison. Wir denken, dass die Konsolidierung somit anhalten dürfte, das Rückschlagspotential jedoch begrenzt bleibt.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 beendete die erste Handelswoche des neuen Jahres bei 4.463 Punkten und startete mit einem Verlust von 1,28 %. Angesichts steigender Zinsen verringert sich die Wahrscheinlichkeit einer baldigen Zinssenkung, wodurch europäische Aktien und Anleihen unter Druck geraten sind. In der ersten Handelswoche zeigte sich auf Sektorenebene eine Rotation, wobei die Vorjahressieger nun als Verlierer ins neue Jahr starteten und umgekehrt. Hervorzuheben ist der europäische Gesundheitssektor, der mit einem Anstieg von rund 2,7 % das Jahr eröffnete, dicht gefolgt vom Telekommunikationssektor, der ca. 2,5 % zulegte. Im Gegensatz dazu standen der europäische Einzelhandels- und der Technologiesektor unter Druck, mit Rückgängen von etwa 4,5 % bzw. 4,1 %. Aus charttechnischer Sicht erfolgte die lang erwartete Abkühlung, nachdem sich der Euro Stoxx 50 über mehrere Wochen im überkauften Bereich befand. Die Unterstützungsebene bei 4.400 Punkten, welche mit dem 76,4 % Fibonacci-Retracement-Level korrespondiert, hat sich als widerstandsfähig erwiesen und stellt nun eine bedeutende Schlüsselmarke dar. Ein Durchbrechen dieser Unterstützung könnte als signifikante Trendwende interpretiert werden und den Weg für eine Bewegung hin zur 200-Tage-Linie bei 4.306 Punkten ebnen. Dies würde eine Neubewertung des mittelfristigen Markttrends erfordern. Fundamental betrachtet, richtet sich in dieser Woche der Fokus auf den Beginn der Berichtssaison in den USA. Die US-Banken JPMorgan, Citi und Bank of America läuten traditionsgemäß den Start ein. Zudem erfolgt die Bekanntgabe des Auftragseingangs der deutschen Industrie sowie die Veröffentlichung der Inflationsdaten aus den USA, China und Japan.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche um 0,6 %. Er schloss bei 37.466 Punkten. Er hielt sich damit vergleichsweise gut, denn die breiten Marktindizes S&P 500 (-1,5 %) und Nasdaq Composite (-3,2 %) gaben deutlicher ab. Nach zuletzt neun kontinuierlichen Wochen mit Kursgewinnen kamen die Gewinnmitnahmen bei den großen Wachstumstiteln nicht besonders überraschend. Die Verlierer des Vorjahres waren zunächst die Gewinner, so legten die Versorger um 1,8 % zu, Energiewerte um 1,1 %, auch der Gesundheitssektor war mit Kursgewinnen von 2,1 % robust. Einen Anteil an der Konsolidierungswoche hatte sicher auch die Veröffentlichung der Fed-Protokolle, die eine striktere Geldpolitik als erhofft kommunizieren. Infolgedessen stiegen die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen über die 4 % Marke. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im März reduzierte sich von knapp 90 % in der Vorwoche auf unter 70 %. Die Konjunkturdaten der Vorwoche lassen sich so zusammenfassen, dass der Arbeitsmarkt noch robust ist, aber das verarbeitende Gewerbe sich nach wie vor in einer Kontraktionsphase befindet, der Dienstleistungsbereich zwar noch wächst, aber mit abnehmender Dynamik. Aus technischer Sicht dürfte klar sein, dass der Dow Jones die überhitzten Indikatoren nach einer so guten Rallye vom Oktober-Tief in einer jetzt erfolgten Korrekturwoche noch nicht abgebaut hat. Das kurzfristige Sentiment ist am Freitag ins stärker bärische Lager gesprungen, was die US-Märkte im ganz kurzfristigen Bereich stützen könnte (Kontraindikator), aber eine eventuell positive Auftaktstimmung sollte sich nicht durchsetzen können. Marktteilnehmer sollten mögliche kurzfristige Stärke zur weiteren Reduzierung der Aktienquote nutzen. In Summe erwarten wir also erneut eine Konsolidierungswoche. Die nächste Unterstützung sehen wir in der 38-Tage-Linie, die aktuell bei 36.472 Punkten verläuft, gefolgt vom bisherigen Allzeithoch von Anfang 2022 bei 36.954 Punkten. Diese Unterstützung sollte zumindest für mehrere Wochen relevant sein, im weiteren Verlauf eventuell als Widerstand, sollte der Dow Jones diese Marke unterschreiten.

Bund-Future

Kurz vor Jahresende fiel die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe unter die Marke von 2 %. Zu groß war die Hoffnung auf früher als erwartete Zinssenkungen durch die EZB. Mittlerweile ist wieder etwas mehr Realität an den Märkten eingekehrt. Die Renditen notieren aktuell bei 2,15 % und der Bund-Future hat über 200 Basispunkte seit seinem Hoch im Dezember abgegeben und notiert aktuell bei 135,53 %-Punkten. Auch wenn die Konjunkturdaten aus Deutschland weiter auf ein Anhalten der Rezession hindeuten, sehen wir in den nächsten Monaten keine Zinssenkungen durch die EZB. Die Volatilität am Rentenmarkt dürfte uns auch in den nächsten Wochen und Monaten begleiten.

Einschätzung

Der Jahresstart verläuft holprig. Wir sehen durchaus Enttäuschungspotential im Hinblick auf die Entwicklung in den kommenden Wochen. Aktuell bleiben wir bei Aktien neutral bis leicht übergewichtet und würden bei stärkerer Schwäche zukaufen.

 

Stand: 08. Januar 2024 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Weltkarte
Dieter Langenbucher

Dieter Langenbucher

Der Diplom-Kaufmann univ. ist seit 2005 Portfoliomanager bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft und managt den FFPB MultiTrend Flex und den FFPB Rendite. Zudem ist er Mitglied des Anlageausschusses für institutionelle Mandate. Sein besonderes Interesse gilt der Marktstrategie.

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