Kein übereiltes Halali zur Zins-Jagd

Tages- und Termingelder könnten 2024 kurze Beine haben

„Der Zins ist zurück.“ So klang der Schlachtruf der Sparer durch das ablaufende Jahr hindurch. Mit der viel beschriebenen Zinswende kamen die Zinsjäger zurück und mit ihnen ein deutscher Volkssport, den es seit der Finanzkrise nicht mehr gegeben hatte: Konditionen-Hopping. Tatsächlich ergeben die aktuellen Leitzinsen wieder beachtliche Tages- und Termingeldzinsen. Diese kurzfristige Freude bedeutet aber nicht automatisch eine Gelegenheit zur langfristigen Anlage. Viele der Angebote sind mit Sonderbedingungen verknüpft, wie etwa Höchstbeträgen, Laufzeitbegrenzungen oder der Bedingung, dass es sich um „neue“ Gelder handeln muss. Die Details der Angebote verraten, dass viele Banken diese Situation nicht endlos fortschreiben möchten. Spätestens wenn es zu den ersten Zinssenkungen der Zentralbank kommt, dürfte die Termingeld-Party schnell vorbei sein.

Der Zeitpunkt dieser Zinssenkung und seine Folgen sind daher eine der wichtigsten Fragestellungen für das kommende Jahr. Die Prognosen für 2024 liegen teils sehr weit auseinander: sowohl was den Zeitpunkt der Senkung angeht als auch bezüglich der absoluten Höhe der Reduzierung bis zum Jahresende. An den Kapitalmärkten herrscht aktuell sehr deutlich eine Meinung vor – das frühe Absenken der Leitzinsen aufgrund konjunktureller Schwäche und eines kontinuierlichen Rückgangs der Inflation. Diese Markterwartung ist die Basis für ein optimistisches Szenario in nahezu allen Assetklassen. Eines das man auch hinterfragen kann: Was ist, wenn die Zinssenkung erst viel später kommt? Die positive Erwartung in der Breite birgt auch Enttäuschungspotential in der Breite. Die Volatilität wäre in allen Assetklassen schlagartig zurück.

An diesem Beispiel zeigt sich, dass auch 2024 wieder komplex und überlagernd werden dürfte. Entsprechend schwierig kann es sowohl für Sparer als auch für Anleger werden, den Durchblick zu behalten. Geduld ist gefragt. Es ist relativ sicher, dass die Zinsen 2024 sinken werden. Die entscheidende Frage wird sein, wann und in welcher Höhe. Daher ist auch für das kommende Jahr auf eine ausgewogene Vermögensstruktur zu achten. Für einen mindestens mittelfristig orientierten Anleger ist ein deutlicher Überhang in einer Assetklasse nicht ratsam. Das gilt auch für Tages- oder Termingeld. Die kurzfristigen Opportunitäten gilt es daher gut abzuwägen.

Christoph Mertens

Christoph Mertens

Der Portfoliomanager ist nach seiner Tätigkeit im Vermögensmanagement für Firmenkunden in einem anderen Institut und seinem Studium der Bankbetriebslehre seit 2011 für die Fürst Fugger Privatbank tätig. In der Niederlassung Köln ist er verantwortlich für das Management von Spezialfonds und Vermögensverwaltungen für Pensionskassen, Family Offices, Arbeitgeberverbände, Spendenorganisationen, Stiftungen und Unternehmen. Außerdem ist er Teil des Managementgremiums der klassischen Vermögensverwaltung.

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