Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 15. – 19.01.2024

DAX

Die erste vollständige Handelswoche nach den Weihnachtsferien liegt hinter uns. Der DAX konnte um 110 Punkte gegenüber der Vorwoche zulegen. Zuletzt profitierte er von nachlassenden Erzeugerpreisen in den USA, trotz anhaltend hoher Inflationsraten und robustem Arbeitsmarkt. Die Hoffnung auf eine weiche Landung der US-Wirtschaft bleibt damit erhalten und damit auch die Erwartungshaltung der Marktteilnehmer auf eine schon früher stattfindende Zinssenkung durch die Fed. Ungeachtet der leichten Verbesserung des Chartbildes ist die Konsolidierung noch nicht ausgestanden. Der MACD steht auf Verkauf und der ADX gibt ebenfalls nach. Ausgehend von einem DAX bei 16.700 Punkten könnte der Index bis 16.517 Punkten (38-Tage-Linie) konsolidieren. Auf der Oberseite könnte der DAX bis 16.839 Punkten (Hoch der letzten Woche) ansteigen.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 beendete die Handelswoche am Freitag mit 4.480 Punkten und verzeichnete damit im Vergleich zur Vorwoche einen Anstieg um 0,38 %. Optimistische Äußerungen der EZB-Präsidentin Christine Lagarde hinsichtlich der wirtschaftlichen und inflationären Entwicklungen trugen zu einem positiven Abschluss der Woche bei. Auf Sektorenebene zeigten sich zyklische Branchen als Verlierer der Woche. Der Energiesektor verlor 3,52 % und der Bankensektor ging um 2,71 % zurück. Im Gegensatz dazu erzielten der europäische Industrie- und der IT-Sektor Zuwächse von 2,23 % bzw. 1,74 %. Charttechnisch präsentiert sich der Euro Stoxx 50 seit Jahresbeginn wenig euphorisch, konnte jedoch die wichtige Marke bei 4.400 Punkten bewahren. Diese Marke bleibt auch in der aktuellen Handelswoche von entscheidender Bedeutung. Ein Durchbrechen dieser Marke würde den Weg für einen Abwärtstrend bis zur 200-Tage-Linie bei 4.312 Punkten ebnen. Auf der Oberseite stellt die Marke von 4.520 Punkten eine signifikante Widerstandszone dar, die überwunden werden muss, um den bestehenden negativen Seitwärtstrend zu durchbrechen. Vorbörslich deutet sich ein freundlicher Wochenstart an. Die Veröffentlichung des EZB-Protokolls am 18. Januar könnte in dieser Handelswoche von Bedeutung sein, da es Aufschluss darüber gibt, ob Zinssenkungen unter den Mitgliedern des EZB-Rats diskutiert wurden. Zudem könnten von der gerade Fahrt aufnehmenden Berichtssaison in den USA gewisse Impulse für den europäischen Aktienmarkt entstehen. Die europäische Berichtssaison startet erst nächste Woche.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones legte in der vergangenen Woche um 0,3 %. Er schloss bei 37.593 Punkten. Die breiten Marktindizes S&P 500 (+1,8 %) und Nasdaq Composite (+3,1 %) waren stark, der S&P 500 notierte am Freitag kurzfristig sogar über seinem Allzeithoch. Die Stärke war also wieder einmal in den großkapitalisierten Unternehmen und im Technologiesektor zu finden, die eine hohe Gewichtung in den Indizes haben. Der Wochenverlauf des Russell 2000 war unverändert. Am Freitag startete die Berichtssaison für das vierte Quartal mit Finanzwerten, wie JP Morgan, Citigroup, Wells Fargo und Bank of America. Der wichtigste Dow Titel, United Healthcare und auch Delta Airlines reagierten schwach auf die Quartalszahlen. Boeing mit einem Minus von 12,6 % auf Wochenbasis lastete ebenfalls auf der Entwicklung des Dow Jones. Die Inflationszahlen für Dezember waren etwas höher als erwartet, was zu stärkeren Schwankungen an den Rentenmärkten führte, aber letztendlich ist die Wahrscheinlichkeit für eine erste Zinssenkung im März weiter angestiegen. Der Dow Jones notiert aktuell auf einem Level, das er bereits am 19. Dezember 2023 erreicht hatte, daran lässt sich schön die in Summe Seitwärtsbewegung der letzten drei Wochen ablesen. Dies macht den Dow Jones im kurzfristigen Zeitfenster aus unserer Sicht wieder interessant, insoweit, als dass diese Woche steigende Kurse beim Dow gut möglich sind. Wir sehen gute Chancen, dass der Dow Jones in dieser Woche erstmals die 38.000 Punkte-Marke überschreiten sollte. Wir empfehlen Anlegern diese Stärke dann zu nutzen, um Gewinne zu sichern, denn aus technischer Sicht dürfte klar sein, dass der Dow Jones die überhitzten Indikatoren nach einer so guten Rallye vom Oktober-Tief insgesamt noch nicht abgebaut hat. Die nächste Unterstützung sehen wir in der 38-Tage-Linie, die aktuell bei 36.822 Punkten verläuft, gefolgt vom bisherigen Allzeithoch von Anfang 2022 bei 36.954 Punkten. Diese Unterstützung sollte in der zweiten Januarhälfte wieder relevant werden und längere Zeit relevant bleiben, im weiteren Verlauf eventuell als Widerstand, sollte der Dow Jones diese Marke unterschreiten.

Bund-Future

Eine neue Umfrage von Bloomberg sieht für dieses Jahr vier Zinssenkungen durch die EZB, beginnend im Juni. Scheinbar kehrt damit mehr Realität bei den Anlegern ein, nachdem zuvor die Erwartungen bei sechs Zinssenkungen lagen. Zum Handelsschluss am Freitag kam Nachfrage in deutschen Bunds auf, die Rendite ging leicht zurück. Zum Wochenstart verharrt der Bund-Future in etwa auf dem Niveau der Vorwoche bei 135,37 %-Punkten. Solange sich die Erwartungen nicht in einer Zinssenkung widerspiegeln, dürfte die Volatilität am Rentenmarkt ein ständiger Begleiter in den nächsten Wochen und Monaten sein.

Einschätzung

Die Märkte bewegen sich weiter im Konsolidierungsmodus, mit Ausnahme des japanischen Aktienmarktes, der mittlerweile auf dem Niveau wie zuletzt im Jahr 1990 notiert. Neben den bekannten wirtschaftlichen Risiken sehen wir die Gefahr einer Eskalation im Nahen Osten zunehmen. Sowohl Aktien- wie auch Rentenmärkte sollte daher weiter im Konsolidierungsmodus verharren.

 

Stand: 15. Januar 2024 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Weltkarte
Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

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