Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 15. – 19.04.2024

DAX

Die globalen Aktienmärkte blickten in der letzten Woche gespannt auf die Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise, der US-Erzeugerpreise und die EZB-Pressekonferenz. Die Kerninflation stieg im März um 0,36 %, 0,06 % über den Konsenserwartungen und lag auf Jahressicht unverändert bei 3,8 %, obwohl ein Rückgang erwartet wurde. Die Kernproduzentenpreise stiegen im März entsprechend den Konsenserwartungen (+0,2 %). Die EZB bekräftigte den Ausblick, dass eine Zinssenkung im Juni sehr wahrscheinlich ist. Diese Gemengelage sorgte dafür, dass der Abgabedruck auf Aktien anhielt. Der DAX ging bei 17.930 Punkten am Freitag aus dem Handel, dies entspricht einem Minus von 1,35 % gegenüber der Vorwoche. Auch wenn die Futures in den frühen Morgenstunden ein leichtes Plus vermuten lassen, so darf der Krisenherd in Nahost nicht außen vorgelassen werden. Die Gefahr eines Gegenschlags Israels auf den Angriff des Iran am Wochenende ist nicht gebannt und könnte an den Börsen für weitere Abgaben sorgen. Das technische Bild beim DAX hat sich mit der jüngsten Konsolidierung leicht gebessert. Die von uns beobachteten technischen Indikatoren befinden sich mittlerweile in einer neutralen Zone, nachdem sie zuvor wochenlang deutlich überkauft waren. Wichtig ist, dass der DAX heute oberhalb der bei 17.893 Punkten verlaufenden 38-Tage-Linie notiert. Kurse darunter würden weitere Abgaben bis zum Tief vom 07.03.2024 bei 17.619 Punkten wahrscheinlich werden lassen. Auf der Oberseite finden sich Widerstände bei 18.101 bzw. 18.179 Punkten.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss die Handelswoche am Freitag mit einem Stand von 4.955 Punkten, was einem Rückgang von 1,17 % gegenüber der Vorwoche entspricht. Das war der zweite Wochenrückgang in Folge. Wie schon in der vergangenen Woche gehörte der Energiesektor mit einem Kursanstieg von 3,90 % zu den Gewinnern der Woche, begünstigt durch den Anstieg der Rohölpreise. Auch der Bergbausektor profitierte von höheren Metallpreisen und verzeichnete einen Zuwachs von 4,36 % über die Woche. Auf der Verliererseite standen hingegen die Reise- und Luxusaktien, die Kursverluste von jeweils 2,12 % und 1,95 % hinnehmen mussten. Aus charttechnischer Sicht zeigt der Euro Stoxx 50 Anzeichen einer Abkühlung nach einer langen Aufwärtsbewegung, was durchaus als positiv zu werten ist. Entscheidend wird sein, ob wichtige charttechnische Marken gehalten werden können. Dazu zählen die 50-Tage-Linie bei 4.897 Punkten sowie das 76,4 % Fibonacci-Retracement-Level bei 4.855 Punkten. Ein Unterschreiten dieser Marken könnte ein Signal für eine weitergehende Korrektur sein. Sollte es zu einem Aufwärtsausbruch kommen, ist eine Ausdehnung der aktuellen Konsolidierungsphase hin zu den jüngsten Zwischenhochs bei etwa 5.000 bis 5.050 Punkten wahrscheinlich. In der aktuellen Handelswoche dürfte die Entwicklung der Märkte maßgeblich von der geopolitischen Lage im Nahen Osten und dem Beginn der Berichtssaison beeinflusst werden. Diese Woche stehen aus dem Euro Stoxx 50-Universum Quartalsberichte von ASML, Nordea Bank, Nokia und SAP an.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones verlor in der vergangenen Woche 2,4 %. Er schloss bei 37.983 Punkten. Neben einer unsicheren geopolitischen Lage belasteten höhere Inflationsraten für März die US-Aktien. Die Produzentenpreise, die als Vorläuferindikator für die Inflationsentwicklung gelten, zeigten sich zwar schwächer, jedoch sahen wir eine Beschleunigung im März gegenüber den Februar-Zahlen. So waren die Märkte in der vergangenen Woche erneut mit steigenden Renditen konfrontiert, was zu einer Neubewertung des Zinssenkungspotenzials führte. Inzwischen preisen die Zinsmärkte in den USA nur noch zwei Zinssenkungen dieses Jahr ein. Alle 11 Sektoren des S&P 500 verloren an Wert in der Vorwoche, angeführt vom Bankensektor (-3,6 %), nachdem die Quartalsergebnisse eher schwach reinkamen. Nach zwei schwachen Wochen testete der Dow Jones am Freitag die Unterstützung im Bereich 37.754 Punkten, die durch die Konsolidierungszone von Mitte Dezember bis Mitte Januar repräsentiert wird. Da der Dow Jones sich schon während des gesamten Aprils schwach entwickelt und nur zwei Mal im Plus schließen konnte, überrascht eine technische Gegenbewegung an dieser Unterstützungsmarke nicht, denn dies macht den Index aus technischer Sicht überverkauft. Deshalb halten wir in dieser Woche eine technische Gegenbewegung möglich, zumal am Freitag gerade an der NYSE ein Ausverkauf stattfand (Kontraindikator). Wir raten davon ab, diese mögliche Gegenbewegung spielen zu wollen, denn im längeren Zeitfenster sehen wir die Konsolidierung noch nicht als ausgestanden an. Die Widerstände nach oben sind zahlreich und haben das Potenzial viel einer Aufwärtsdynamik aufzusaugen. Ein mögliches Kursziel einer Gegenbewegung wäre die 38-Tage- Linie (aktuell bei 39.005 Punkten). Davor liegen aber 90- und 50-Tage-Linie (aktuell bei 38.315 Punkten bzw. 38.906 Punkten). Aus unserer Sicht überwiegen weiter die Risiken einer Fortsetzung der Konsolidierung nach unten. Für Marktteilnehmer sollte eventuelle Stärke nochmal eine Gelegenheit bieten, Gewinne mitzunehmen und das Portfolio defensiver zu positionieren. Ein realistisches Kursziel für die nächsten Wochen wäre aus unserer Sicht ein Test der 200-Tage-Linie, die aktuell bei 36.213 Punkten (steigend) verläuft.

Bund-Future

Die globalen Rentenmärkte gaben in der letzten volatilen Handelswoche ein gemischtes Bild ab (10-jährige Bunds -11 Bps bei 2,33 %; 10-jährige USTs +8 Bps bei 4,50 %). Zu Beginn der Woche handelte Duration noch ohne klare Makrotreiber fester. Die Veröffentlichung der höher als erwarteten Gesamt- und Kern-Verbraucherpreisinflationsdaten aus den USA begünstigte jedoch einen Abverkauf entlang der gesamten Zinsstrukturkurve mit besonderer Ausprägung in kürzeren Laufzeiten. Nachdem der Bund-Future den von uns erwarteten Test des vormaligen Tiefs bei 131,50 %-Punkten vollzog, ging es mit den Kursen deutlich nach oben. Der Bund-Future schloss am Freitag bei 132,71 %-Punkten, nachdem er kurzzeitig den bei 132,94 %-Punkten verlaufenden Abwärtstrend seit Mitte Februar getestet hat. Ein nachhaltiger Anstieg über diese Marke würde weiteres Aufwärtspotential eröffnen. Ansonsten handelt der Bund-Future weiter auf Makrodaten zu Inflation und den verbalen Äußerungen von Notenbankern.

Einschätzung

Nach den Inflationsdaten aus den USA ging es mit den Kursen nochmals bergab. Der Angriff des Iran auf Israel schürt Ängste vor einer Eskalation in Nahost. Wir bleiben daher neutral gewichtet.

 

Stand: 15. April 2024 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Weltkarte
Dieter Langenbucher

Dieter Langenbucher

Der Diplom-Kaufmann univ. ist seit 2005 Portfoliomanager bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft und managt den FFPB MultiTrend Flex und den FFPB Rendite. Zudem ist er Mitglied des Anlageausschusses für institutionelle Mandate. Sein besonderes Interesse gilt der Marktstrategie.

News­letter

Möchten Sie mehr über unsere Leistungen erfahren? Melden Sie sich für unseren Newsletter an:

Anmelden

Wählen Sie Ihre Newsletter

Datenschutz*

Die mit * gekennzeichneten Felder sind Pflichtfelder.

Dies könnte Sie auch interessieren:

Aktien

Finance Talk

Andrea Greisel
11. April 2024

Aktien

Alle Augen auf die Notenbanken

Andrea Greisel
10. April 2024