Alle Augen auf die Notenbanken

EZB mit klarerer Orientierung als die Fed

Sitzungswoche in der EZB: Die Zinsen dürften wohl noch einmal unverändert bleiben, allerdings sind Hinweise auf eine baldige Zinswende zu erwarten. Der März hat mit einer Teuerung von nur noch 2,4 % nachlassenden Inflationsdruck in Europa gezeigt. Die Inflation in Europa bewegt sich relativ zielstrebig auf das EZB-Ziel von 2 % zu. Das sollte eigentlich Spielraum für eine erste Zinssenkung im Juni geben.

Ganz anders sieht es in den USA aus. Dort wurden die noch zu Jahresbeginn erwarteten sechs Zinssenkungen bereits deutlich revidiert. Ein Großteil der Marktteilnehmer geht nur noch von drei Zinsschritten aus und selbst die sind angesichts der jüngsten Äußerungen einiger US-Notenbankmitglieder fraglich.

Die Kerninflation in den USA erweist sich als hartnäckiger als erwartet. Hinzu kommt, dass die Rohölpreise weiter steigen. Die geopolitischen Spannungen haben den Ölpreis erstmals seit Oktober wieder über die Marke von 90 US-Dollar (Sorte Brent) klettern lassen. Kein Wunder also, dass Fed Chef Jerome Powell immer die Datenabhängigkeit der Fed-Entscheidung betont. Die US-amerikanischen Fundamentaldaten werden für die Entscheidungen der Fed von großer Bedeutung sein. Das gilt ganz besonders für den Arbeitsmarkt. Der zeigte sich im März deutlich stärker und mit mehr neu geschaffenen Stellen als erwartet. Angesichts des robusten wirtschaftlichen Umfelds und niedriger Arbeitslosigkeit liegt die Vermutung nahe, dass die US-Notenbank mit Leitzinssenkungen länger warten dürfte als gedacht.

Der Markt in den USA sieht dies jedoch anders: Die Investoren in den USA konzentrierten sich auf die Tatsache, dass sich die Lohnentwicklung verlangsamt, was wiederum die Inflation etwas bremsen dürfte. Das Bild bleibt jedoch uneinheitlich. Auch innerhalb der Fed-Mitglieder und regionalen Notenbankpräsidenten werden die Stimmen zunehmend skeptischer. Die Anpassung der sogenannten „Dot Plots“ also der Einschätzung der Fed-Mitglieder zu den langfristigen Leitzinsen, birgt weiteres Enttäuschungspotential. Die Leitzinsentwicklung in den USA befindet sich jedenfalls nach wie vor in einer Findungsphase.

Ja, die Zinssenkungen werden 2024 auch in den USA kommen. Der Zeitpunkt und ihre Anzahl werden aber weiterhin für Spekulationen sorgen. Und das Zeitfenster für Zinssenkungen ist angesichts der Präsidentschaftswahlen im November eingeschränkt. Wir erwarten daher volatile Märkte in Seitwärtsbewegung – abhängig von der weiteren Entwicklung der Fundamentaldaten.

Andrea Greisel

Bereichsleiterin Organisationsentwicklung der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft. Nach zehnjähriger Tätigkeit im Investment Banking einer bayerischen Großbank trat die Bankkauffrau mit der Zusatzausbildung AIM (Applied Investment Management der DVFA) 2010 in die Bank ein. Sie ist verantwortlich für die Umsetzung der Digitalisierungsprojekte und Nachhaltigkeitsstrategien der Bank.

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