Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 22. – 26.04.2024

DAX

Die globalen Aktienmärkte waren in dieser Woche von restriktiven Äußerungen des Fed-Chefs Powell, den geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und schlechter als erwarteten Zahlen des Halbleiter-Segments geprägt. In diesem Spannungsfeld hielt die seit Ostern in Gang gekommene Konsolidierung weiter an. Der DAX ging bei 17.737 Punkten am Freitag aus dem Handel. Dies entspricht einem Wochenminus von 1,08 %. Dabei hat er eine wichtige Unterstützung in Form der 50-Tage-Linie bei 17.760 Punkten gebrochen. Diese Marke gilt es so schnell als möglich zurückzugewinnen. Ansonsten dürfte der Abgabedruck zu einem Test der bei 17.307 Punkten verlaufenden 90-Tage-Linie führen. Nachdem sowohl die Vorgaben der Wall Street wie auch der asiatischen Börsen heute Morgen positiv sind, könnte der DAX die vorgenannte Hürde bereits im Tagesverlauf überwinden. Impulse erwarten wir uns von den Quartalsberichten. Beim DAX berichtet heute nach Börsenschluss SAP. Allerdings dürfte die abwartende Haltung der Investoren wohl weiter anhalten, solange die geo- sowie geldpolitischen Risiken weiter bestehen.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss die Handelswoche am Freitag mit einem Stand von 4.918 Punkten, was einem Rückgang von 0,75 % gegenüber der Vorwoche entspricht. Das war der dritte Wochenrückgang in Folge. Nachdem sich die Lage in Nahost zu beruhigen scheint, gaben die Energie- sowie Bergbauwerte ihre starken Gewinne aus der Vorwoche wieder ab. Auf der Gewinnerseite standen vor allem Aktien aus dem Sektor Consumer Products and Services. Aus charttechnischer Sicht zeigt der Euro Stoxx 50 Anzeichen einer Abkühlung nach einer langen Aufwärtsbewegung, was durchaus positiv zu werten ist. Wie beim DAX konnte die 50-Tage-Linie bei 4.977 dem Abwärtsdruck nicht Stand halten. Das ebenfalls unterstützend wirkende 76,4 % Fibonacci-Retracement-Level bei 4.855 Punkten konnte hingegen gehalten werden. Ein Unterschreiten dieser Marken könnte ein Signal für eine weitergehende Korrektur sein. Sollte es zu einem Aufwärtsausbruch kommen, ist eine Ausdehnung der aktuellen Konsolidierungsphase hin zu den jüngsten Zwischenhochs bei etwa 5.000 bis 5.050 Punkten wahrscheinlich. In der aktuellen Handelswoche dürfte die Entwicklung der Märkte maßgeblich von der geopolitischen Lage im Nahen Osten und dem Beginn der Berichtssaison beeinflusst werden. Diese Woche stehen aus dem Euro Stoxx 50-Universum Quartalsberichte von BASF und SAP an.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones entwickelte sich in der vergangenen Woche nahezu unverändert. Er konnte magere drei Punkte zulegen und schloss bei 37.986 Punkten. Er zeigte damit jedoch große relative Stärke, denn die marktbreiten Indizes verloren deutlich, angeführt vom Nasdaq Composite, der 5,5 % verlor. Der Halbleiter-Sektor verlor sogar 9,2 %. Die Sektoren nichtzyklischer Konsum (+1,4 %), Versorger (+1,9 %) und Finanzen (+0,8 %) konnten hingegen zulegen. Mit einem Intraday-Tief von 37.248 Punkten testete der Dow Jones am Freitag den unteren Bereich der Unterstützung bei 37.130 Punkten/37.754 Punkten, ehe Käufer von der technisch überverkauften Indikation im kurzfristigen Zeitfenster Gebrauch machten. Deshalb halten wir auch in dieser Woche weitere Stabilisierungsversuche für wahrscheinlich. Die Problematik, die wir aktuell sehen, ist die Tatsache, dass der Dow Jones zahlreiche Widerstandsmarken vor sich hat, die zu überwinden viel Kraft kosten sollte und deshalb einen Großteil der Dynamik aufsaugen könnte. Der nächste Widerstand ist die 90-Tage-Linie (aktuell bei 38.387 Punkten), gefolgt von der 50-Tage-Linie (aktuell bei 38.830 Punkten). Die nächste Unterstützung auf der Unterseite ist die Marke beginnend bei 37.754 Punkten, die durch die Konsolidierungszone von Mitte Dezember bis Mitte Januar repräsentiert wird. Aus unserer Sicht bleibt es abzuwarten, wie dynamisch eine nicht unwahrscheinliche Gegenbewegung in dieser Woche ausfällt. Steigen Investoren ein oder versuchen noch Investierte auszusteigen? Eine schwache Dynamik nach oben würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die US-Indizes im Anschluss noch mal schwächer tendieren werden. In der vergangenen Woche wurden gute Quartalszahlen, etwa bei TSMC oder Netflix zu Gewinnmitnahmen genutzt. Schlechte Quartalszahlen bzw. negative Überraschungen könnten insofern nochmal Abwärtspotenzial entfalten. Die mittelfristigen Indikatoren haben noch Luft zu fallen, insofern könnte die 200-Tage-Linie (aktuell bei 36.307 Punkten) wieder ins Spiel kommen. So weit war der Dow Jones am Freitag intraday (37.248 Punkten) von unserem Kursziel (200-Tage-Linie) gar nicht mehr weg.

Bund-Future

Die globalen Rentenmärkte geben in dieser Woche ein gemischtes Bild ab (10y Bunds +6 Bps bei 2,50%; 10y USTs +0 Bps bei 4,60). Zu Beginn der Woche blieben geopolitische Eskalationen zunächst aus und robuste Makrodaten begünstigten die Schwäche von Duration. Zum Ende der Woche sorgten neu aufkommende Meldungen über Eskalationen zwischen Israel und dem Iran jedoch wieder für ein Risk-Off-Sentiment. Befürchtungen einer Ausweitung des Nahostkonflikts könnten zwischenzeitlich die Rentenmärkte unterstützen. Der Aufwärtsdruck auf die Renditen ist jedoch noch nicht vorbei. Der transatlantische Renditespread, also die Differenz zwischen den Renditen von US-Treasuries und Bundesanleihen, dürfte sich daher erneut ausweiten.

Einschätzung

Vor allem in den USA sorgt die Konsolidierung im Technologiebereich für fallende Kurse. Der Nasdaq Compsite Index gab allein in der letzten Woche fast 6 % nach. Da der Konflikt in Nahost noch nicht ausgestanden ist und wir derzeit keine Zinssenkungen der Fed erwarten, bleiben wir weiter neutral aufgestellt.

 

Stand: 22. April 2024 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Weltkarte
Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

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