Der Westen setzt die Waffen des Marktes ein

Was bewirken SWIFT-Ausschluss und Einfrieren russischer Gelder?

In der Ukraine herrscht Krieg. Keine Grenzscharmützel als Drohgebärde, sondern Krieg. Was die Börsen anfangs nicht so richtig wahrhaben wollten, hat sie nun eingeholt: Am Tag des Einmarschs der russischen Truppen rutsche der DAX sogar unter die Marke von 14.000 Punkten.

Die Kurse hätten sich zwar wieder leicht erholt, doch für Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank würde die Tragweite des immer heftigeren Kampfes und auch der gegen Russland beschlossenen Sanktionen erst nach und nach deutlich: „Die beschlossenen Maßnahmen gegen Russland werden die Weltkonjunktur vermutlich nicht gänzlich abwürgen, aber spürbar dämpfen.“

Wobei einige Hintertürchen offengeblieben seien: „Bei genauerem Hinsehen ist der SWIFT-Ausschluss Russlands bislang nur ein Teilausschluss.“ Außerdem gebe es Umgehungsmöglichkeiten, etwa über kleinere russische Banken, die noch nicht unter den SWIFT Ausschluss fallen oder über den Rückgriff auf die bereits existierenden chinesische Alternative CIPS. Zu spüren sei er dennoch – und zwar weltweit: „Der teilweise SWIFT-Ausschluss Russlands verlangsamt die Geldströme und letztlich auch die Güterströme. Eine Normalisierung der Inflation, auf die viele Marktteilnehmer gehofft hatten, dürfte sich damit weiter aufschieben.“

Die gravierenderen Auswirkungen würden derzeit ohnehin nicht nur vom SWIFT-Ausschluss ausgehen, meint Behring: „Wir führen den starken Verfall des Rubels darauf zurück, dass die Hälfte der russischen Zentralbankreserven vom Westen eingefroren wurden. Diese Maßnahme trifft das Land in erheblichem Umfang.“ Damit seien die Handlungsspielräume zur Stützung des Rubels stark eingeschränkt und es würden Fragen nach möglichen Ansteckungseffekten für westliche Banken laut. Die dürften sich aber in Grenzen halten: Mit Blick auf die europäische Bankenlandschaft insgesamt könne man von einem relativ überschaubaren Geschäftsvolumen ausgehen, das in einem direkten Bezug zu Russland steht. Experten sprächen derzeit von 0,7 % des Geschäftsvolumens. Dennoch sollte man das Thema laut Marko Behring nicht ignorieren: „In den letzten Tagen haben wir einen massiven Einbruch bei russischen Aktien und russischen Anleihen gesehen. Dominoeffekte könnten daher aus dieser Ecke kommen. Demnächst anstehenden Zinszahlungen von Anleihen russischer Unternehmen, die in harten Fremdwährungen begeben wurden, könnten teilweise gefährdet sein.“

Für das Portfolio zeigt sich für Marko Behring derzeit die Bedeutung einer breiten Streuung über mehre Währungsklassen hinweg: „Schweizer Aktien und US-Aktien als Beimischung helfen, Krisen abzufedern – vor allem, wenn eine Flucht der Anleger in sichere Währungen wie den US-Dollar und den Schweizer Franken stattfindet.“ Auch eine Beimischung von Gold habe sich über die Jahre hinweg bewährt.

Foto Marko Behring

Marko Behring

Leiter Asset Management. Nach seinem Studium der Betriebswirtschafslehre und einer Tätigkeit bei einem Hamburger Bankhaus trat er 2011 in die Fürst Fugger Privatbank ein. Er ist Teil des Managementgremiums des FFPB Global Flex und des FFPB Konservativ und zudem verantwortlich für die Verwaltung von Spezialmandaten.

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