Europa vor Neuordnung

Gewaltige Turbulenzen sind an den Kapitalmärkten zu erwarten – breite Diversifizierung ist wichtiger denn je

Neben unglaublichem menschlichem Leid und der Angst vor einem globalen nuklearen Szenario, wird der Einmarsch Russlands in die Ukraine für Europa schwerwiegende und langfristige wirtschaftliche Folgen und auch Schäden mit sich bringen. Mögliche Kurseinbrüche und ihre Gegenbewegungen seien jedoch nicht kalkulierbar, sagt Oliver Grass, Portfoliomanager und Mitglied des Anlagegremiums der Vermögensverwaltung der Fürst Fugger Privatbank: „Die Größenordnung der heftigen Marktbewegungen macht deutlich, wie riskant es ist, voll oder gar nicht investiert zu sein. Man wird vieles neu denken müssen.“

Eine zusätzliche Belastung entstehe dadurch, dass die explodierenden Energiepreise den Inflationsdruck weltweit massiv erhöhten und trotz eines tendenziell höheren Zinsniveaus sich dadurch die negativen Realrenditen weiter verschlechtert hätten. „Trotz steigender Kapitalmarktrenditen verstärkt die hohe Inflation die negativen Realrenditen,“ stellt Grass fest.

Er meint, dass sich aus Anlagesicht der Blick über den Atlantik lohne: „Die USA sind weitestgehend autark bei der Energieversorgung und aufgrund ihrer deutlich geringeren Handelsverflechtung mit Russland weit weniger vom Einbruch der Geschäftsbeziehungen dorthin betroffen.“ Nicht nur ein gesunder US-Dollar-Anteil habe daher in den letzten Wochen geholfen, das Portfolio zu stabilisieren, sondern laut Grass auch die Rückkehr alter Börsenfavoriten: „Die großen Technologieaktien der Digitalisierung, die noch im Januar zu den Underperformern gehörten, haben nun erheblich dazu beigetragen, die Portfolien zu stabilisieren.“

Hilfreich sei auch eine substanzielle Goldposition gewesen. „Gold ist ein klassischer Profiteur solcher Konstellation, auch wenn es normalerweise eher sensitiv auf Zinserhöhungen reagiert. Safe haven bleibt safe haven.“

Für Oliver Grass stünden also einige Bausteine zur Verfügung, um das Portfolio durch praktisch unkalkulierbare und extrem volatile Märkte zu manövrieren: „Diversifikation ist jetzt wichtiger denn je“, meint er. „Das Portfolio sollte einerseits Sicherheitspolster bieten, andererseits aber auch ausreichend investiert sein, um sich bietende Chancen zu nutzen – denn auch die wird es geben.“

Oliver Grass

Oliver Grass

Der Financial Planner (ebs) und Eco Berater (ethische und nachhaltige Kapitalanlage) ist seit 2010 in der Niederlassung Nürnberg und dort für die Verwaltung individueller Mandate und Spezialmandate verantwortlich. Hintergrund war nach Studium und Traineeprogramm (1990) eine jahrelange Tätigkeit im Großbankenbereich. Sein Schwerpunkt liegt in der Vermögensverwaltung für Private und Institutionelle Kunden unter Einbeziehung aller Anlageklassen und Instrumente.

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