Indizes deuten auf Schwierigkeiten in Amerika hin, aber europäische Euphorie wäre verfrüht.
Ob Dotcom-Blase oder Finanzkrise – es galt stets als gesicherte Erkenntnis, dass sich die Wirtschaft in den USA schneller erholt als in Europa. „Diesmal könnte es jedoch anders sein“, sagt Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank. „Wenn am Donnerstag die Daten zum US-Bruttoinlandsprodukt für das abgelaufene Quartal kommen, werden wir vermutlich den größten vierteljährlichen Rückgang von April bis Juni seit Bestehen der Aufzeichnungen sehen.“
In eine ähnliche Richtung deutet der vom Informationsdienst IHS Markit veröffentlichte Einkaufsmanagerindex. „Der Index fiel für die USA schwächer aus als für Europa – und liegt damit auch unter den Erwartungen vieler Ökonomen“, so Behring.
Von „vorübergehend“ zu „dauerhaft“ geschlossen
Dazu passt für Behring auch eine Nachricht des Empfehlungsportals für lokale Unternehmen Yelp. „55 % der auf Yelp gelisteten US-Unternehmen, die zuerst als „vorübergehend geschlossen“ gekennzeichnet waren, laufen nun unter „dauerhaft geschlossen“. Und immer neue Covid-19-Schübe tragen dazu bei, dass sich die US-Wirtschaft trotz umfangreicher Stimulationsmaßnahmen schwerer damit tut, wieder auf die Beine zu kommen, als die Wirtschaft in Europa. Für Behring sind auch die Folgen daraus klar: „Die fast logische Konsequenz aus der US-Schwäche ist ein stärkerer Euro.“ Um mehr als 10 % ist die Gemeinschaftswährung seit ihrem Tief im März gestiegen.
Was bedeutet das für die Depots der Anleger?
Auf der Aktienseite sieht Behring derzeit keinen Handlungsbedarf. Auch wenn die Frühindikatoren im Vergleich zu den USA besser aussehen, würden wir aktuell europäische Aktienbörsen nicht übergewichten. „Gerade für die vor allem in Deutschland stark exportorientierte Industrie, könnte der stärkere Euro sogar zum Hemmschuh werden.“
Zum Ende der Woche werden auch die Zahlen für die Europäische Union vorliegen mit einer ersten Schätzung zum BIP für das zweite Quartal. Auch hier erwarten die Ökonomen den größten Rückgang seit Bestehen der Aufzeichnungen – wenn auch in der Summe nicht ganz so stark, wie in den USA.