Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 17. – 21.10.2022

DAX

Die letzte Handelswoche war von deutlichen Schwankungen geprägt. Auf der Unterseite testete der DAX die Marke von 12.000 Punkten und auf der Oberseite wurde die 38-Tage-Linie bei 12.658 Punkten getestet. Der DAX erreichte ein Wochenhoch von 12.676 Punkten, welches er aber nicht halten konnte. Wir gingen mit 12.438 Punkten aus dem Markt. Dies entspricht einem Plus von 164 Punkten oder etwas mehr als 1,3 %. Belastend wirken weiterhin die Daten zur Inflationsentwicklung. Die Anleger fassen jedoch Mut, startete die US-Berichtssaison besser als erwartet. Vor allem die Zahlen der US-Großbanken lassen aufhorchen. Diese profitieren stark von gestiegenen Zinsen. Die ersten Indikationen deuten auf eine Eröffnung auf Schlusskursniveau vom Freitag hin. Charttechnisch von Bedeutung ist, dass sich der DAX deutlich von der Unterstützungszone 12.438/12.358 Punkten nach oben absetzt. Dann bestehen gute Aussichten darauf, dass das Hoch vom Freitag bei 12.676 Punkten überboten werden kann. Auf der Unterseite sollte die Marke von 12.000 Punkten nicht mehr unterschritten werden, ansonsten droht der Test des Impulstiefs bei 11.862 Punkten (Tief vom 28.09).

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag mit einem Punktestand von 3.381 Punkten die Woche nach einem turbulenten Verlauf nahezu unverändert ab. Auf Sektorenebene konnte sich der europäische Einzelhandelssektor mit einem Wertzuwachs von 3,69 % am besten entwickeln, da Zalando und H&M als schwergewichtige Komponenten kräftig zulegten. Auf der Verliererseite befindet sich der Technologiesektor mit einem Wochenverlust von 5,18 %. Charttechnisch betrachtet, hat der Euro Stoxx 50 eine wilde Entwicklung hinter sich, nachdem am Donnerstag das Jahrestief bei 3.249 Punkten im Intradayhandel getestet wurde, nur um dann den Handelstag wiederum deutlich im Plus bei 3.362 Punkten zu schließen. Die positive Nachricht ist aus technischer Sicht, dass das Jahrestief seiner Unterstützungsfunktion gerecht wurde und eine deutlich erhöhte Nachfrage auslöste, die zu einer Stabilisierung der Gesamtlage beitrug. Diese Reaktion ist vor dem Hintergrund, dass der US-Markt am Freitag weiter nachgab und der Wochenstart nur mit leichten Abschlägen begann, als Stärke zu deuten. Nichtsdestotrotz ist der übergeordnete Abwärtstrend im Chartbild deutlich zu sehen, sodass weitere Impulse notwendig sein werden, um diesen zu brechen. Fundamental betrachtet, startet die Berichtssaison in Europa in dieser Woche. Knapp 50 europäische Unternehmen aus dem Stoxx Europe 600 Universum legen ihre Zahlen für das dritte Quartal vor und in den USA knapp 70 aus dem S&P 500 Universum, sodass es eine erkenntnisreiche Woche sein wird, die eine gewisse Volatilität verspricht.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones legte in der vergangenen Woche um 1,2 % zu. Er schloss bei 29.635 Punkten. Die anderen marktbreiten Indizes verloren jedoch an Wert. Schwach waren Zykliker, Technologie und insbesondere Halbleiter. Es war ein volatiler Wochenverlauf, nach Veröffentlichung der US- Inflationszahlen für September sahen wir eines der größten Reversals in der Geschichte, mit einer Kursspanne beim Dow Jones von über 1500 Punkten innerhalb eines Handelstages. Zuvor hatte der Dow Jones sein bisheriges Jahrestief bei 28.589 Punkten vom 3. Oktober getestet. Mit einem Intraday-Tiefstand am Donnerstag von 28.627 Punkten hat diese Marke gehalten. Vielen Marktteilnehmern wird aufgefallen sein, dass der Dow Jones, seit wir hier Ende September optimistisch für eine Oktober-Erholung wurden, zwar nicht mehr weiter fiel, aber auch keine nennenswerten Kursgewinne erzielen konnte. Die unsichere Makrolage und Geopolitik lasten also schwer auf den Börsen. Dennoch steht das Tor für eine Jahresendrallye nach wie vor offen. Wir sehen hierfür immer noch sehr gute Chancen. Positive Divergenzen signalisieren uns, dass das Abwärtsmomentum austrocknet. Aus unserer Sicht dient die volatile Seitwärtsbewegung, die wir aktuell sehen, in erster Linie der Verunsicherung der Marktteilnehmer und je mehr sich aus dem Markt drängen lassen, umso besser wird das Erholungspotenzial. So erhöhen sich aus unserer Sicht die Chancen, dass der Dow Jones die Widerstände bei 30.638 Punkten und 31.000 Punkte relativ leicht überwinden können wird. Auch das Überwinden der 90-Tage-Linie (aktuell bei 31.351 Punkten aber fallend) sollte kein größeres Problem darstellen und so sehen wir Potenzial bis zum Verlaufshoch von Mitte September bei 32.654 Punkten.

Bund-Future

Der Bund-Future steht anhaltend unter Druck. Am 12. Oktober wurde mit 135,14 %-Punkten ein neues Kontrakttief im Dezember-Future erreicht, bevor leichtes Kaufinteresse den Future erneut über die Marke von 136 %-Punkten hievte. Erneut standen italienische Staatsanleihen unter Verkaufsdruck, die Renditen stiegen kurzfristig bis 4,78 % für 10-jährige Staatsanleihen. Die kurzzeitig erhoffte Stabilisierung beim Bund-Future ist nicht eingetreten, wie das neue Kontrakttief zeigt. Da es positive Divergenzen zu den Oszillatoren (MACD, etc.) gibt, geben wir die Hoffnung auf eine Stabilisierung nicht auf. Ob dies gelingt, hängt nicht zuletzt von der EZB ab. Mittlerweile werden jeweils 75 Basispunkte für die beiden nächsten Sitzungen der EZB erwartet. Es bleibt spannend.

Einschätzung

Wir bleiben defensiv ausgerichtet. Sollte sich der Trend der Quartalsberichtssaison aus den USA auch in Europa zeigen, könnten kurzfristig Banken interessant werden.

 

Stand: 17. Oktober 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

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