Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 15. – 19.05.2023

DAX

Der DAX schloss am Freitag bei 15.914 Punkten. Auffallend war, dass kurzzeitige Kurseinbrüche wie wir sie am Mittwoch und Donnerstag gesehen haben, sofort zu Käufen genutzt werden. Scheinbar setzten viele Anleger darauf, dass die Zinsanhebungen der EZB bald ein Ende finden und sogar erste Zinssenkungen auf der Agenda stehen könnten, sollte sich doch noch eine Rezession einstellen. Allerdings sind die meisten Volkswirte der Ansicht, dass frühestens im zweiten Quartal 2024 mit Zinssenkungen zu rechnen ist. Der DAX handelt seit rund 20 Handelstagen innerhalb einer Spanne zwischen 15.700 und 16.012 Punkten. Solange ein Ausbruch auf der Oberseite nicht erfolgt, dürfte sich an dem Zustand nichts Wesentliches ändern. Sollten wir heute über die 16.012 Punkte ansteigen, könnte der DAX bis rund 16.050 Punkten ansteigen. Auf der Unterseite finden sich Unterstützungen zwischen 15.870 und 15.750 Punkten.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag bei einem Punktestand von 4.317 Punkten und fiel im Vergleich zur Vorwoche um 0,53 %. Es handelt sich um den dritten – leichten – Wochenverlust in Folge. Europäische Reise- und Gesundheitsaktien entwickelten sich in der Vorwoche mit einem Zuwachs von jeweils ca. 1,4 % am besten, während Rohstoff- und Immobilienaktien mit Verlusten von 2,67 % und 4,47 % am deutlichsten nachgaben. Der Euro Stoxx 50 hat den Mai vorsichtig begonnen, nachdem sich Sorgen vor einer Rezession und vor höheren Zinssätzen verfestigten. Letzte Woche erhöhte die Bank of England ihren Leitzins und signalisierte weitere mögliche Erhöhungen, sollte der Inflationsdruck anhalten. Charttechnisch betrachtet, baut der Euro Stoxx 50 sein negatives Momentum in kleinen Schritten aus. Die Handelsspanne hat sich in den letzten fünf Wochen weiter eingeengt und lag größtenteils nur zwischen dem mittleren und unteren Bollinger-Band (4.349 und 4.276 Punkten). Ein Ausbruch nach unten wirkt aus charttechnischer Sicht derzeit wahrscheinlicher als nach oben, da er vom überverkauften Bereich noch weit entfernt ist. Sollte die Unterstützungszone bei 4.270 Punkten reißen, sind Bewegungen bis zum 76,4 % Fibonacci-Retracement bei 4.137 Punkten – wie im März – durchaus wieder möglich. Fundamental betrachtet, hat die Berichtssaison für das erste Quartal 2023 gezeigt, dass die meisten europäischen Unternehmen in der Lage waren, den Inflationsdruck gut zu managen und solide Gewinne erwirtschafteten. Die Euphorie bei den Anlegern hielt sich als Reaktion darauf jedoch in Grenzen, da der europäische Aktienmarkt seit Jahresanfang bereits sehr gut lief. Die Berichtssaison neigt sich langsam dem Ende hin. Diese Woche berichten u. a. Siemens Energy, Porsche, Encavis, Siemens AG, Commerzbank und Munich RE.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones verlor in der vergangenen Woche 1,1 % und schloss bei 33.301 Punkten. Die schwächsten Sektoren waren Energie -2,2 %, Basisrohstoffe -2,0 %, Finanzen -1,4 % und Industrie mit -1,2 %. Während die großen Technologietitel den Markt stützten, waren Regionalbanken erneut sehr schwach. So verlor der Regionalbanken-Index KRE 5,2 %. Wachstumssorgen belasteten die US-Börsen mit einem Anziehen der Kreditstandards, was wiederum das Konsumentenvertrauen belasten sollte. Das Konsumentenvertrauen der Uni Michigan enttäuschte, gleichzeitig erwarten Konsumenten höhere Inflationsraten. Bleibt noch die Unsicherheit über die Erhöhung der Schuldenobergrenze, wo bisher noch keine Fortschritte erzielt wurden. Die Konsolidierung der US- Märkte hat in den vergangenen Wochen insbesondere unter der Oberfläche stattgefunden – während sich die großkapitalisierten Werte stabil zeigten und die Indizes stützten, konsolidierten kleinere Titel. Ein Blick auf das Kursbild des Dow Jones zeigt aber, dass dieser von den letzten 10 Handelstagen satte neunmal tiefer geschlossen hat, als er eröffnete. Diese Schwäche bringt die Märkte in einer überverkaufte Indikatorenlage und so sehen wir die Konsolidierung als recht fortgeschritten an. Marktteilnehmer sollten sich also durch eine unsichere Nachrichtenlage in dieser Woche, etwa durch ein Hochkochen der Schuldenobergrenzen-Debatte nicht nervös machen lassen, sondern diese Unsicherheit eher zum Zukauf nutzen. Auf der Unterseite sehen wir als Worst-Case-Szenario einen Test der 200-Tage-Linie (aktuell bei 32.779 Punkten) bzw. des Verlaufstiefs von Mitte Dezember 2021 bei 32.474 Punkten. Sollte es zu einer richtigen Zuspitzung der Schuldenobergrenzen-Debatte kommen, könnte der Dow Jones auch noch das Tief von Mitte März bei 31.425 Punkten testen. Wir würden diese Woche eine unsichere Marktphase begrüßen, denn diese könnte für einen ausgewaschenen Markt und damit für ein gutes Set-Up sorgen, dass den Dow Jones zu einer investierbaren Rallye führen würde, die bis in den Hochsommer Potenzial hätte. Wir halten in diesem Zuge perspektivisch auch das Erreichen neuer Jahreshochs für möglich. Das Einpreisen einer Rezession in den USA sehen wir erst in den Sommermonaten.

Bund-Future

Der europäische Staatsanleihenmarkt gab am Freitag als Reaktion auf Äußerungen von Bundesbankchef Nagel stärker nach. Dieser vertrat die Ansicht, dass auch nach dem Sommer eine weitere Straffung der Geldpolitik nötig sein könnte. Der Bund-Future korrigierte darauf sein Hoch vom Donnerstag bei 137,29 %-Punkten und schloss am Freitag bei 136,20 %-Punkten. Aktuell notiert der Bund-Future bei 135,81 %-Punkten und ist zur Vorwoche quasi unverändert. Immer noch bildet das Bündel aus 38-Tage- und 90-Tage-Linie bei 135,67/78 %-Punkten eine starke Unterstützung, welche weiter Bestand haben sollte, damit der Aufwärtstrend intakt bleiben sollte.

Einschätzung

Während die amerikanischen Börsen derzeit nur geringes Aufwärtspotential besitzen, konzentrieren sich die Anleger weiter auf die europäischen Märkte. Allerdings halten wir den vorherrschenden Optimismus für übertrieben und erwarten in den Sommermonaten eine größere Konsolidierung. Dementsprechend würden wir uns auch positionieren. Value-Aktien und der Faktor Qualität sollten im Vordergrund stehen.

 

Stand: 15. Mai 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

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