Was wäre, wenn… Biden gewinnt?

Welche Titel und Branchen profitieren würden. Wie Corona-Risikogruppen die US-Wahl entscheiden könnten

In nur drei Wochen wählen die USA einen neuen Präsidenten und täglich erreichen uns neue Umfragen. Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank achtet dabei verstärkt auf die Wechselwählerstaaten, die sogenannten „Swing States“: „Joe Biden liegt in wichtigen Wechselwählerstaaten knapp vor dem Amtsinhaber Trump.“ Besonders interessant: In Michigan, Pennsylvania und Wisconsin gewann Trump 2016 mit hauchdünnem Vorsprung. Dort führt Biden mit sechs bis acht Prozentpunkten Vorsprung.

Für Marko Behring eine spannende Entwicklung, denn auch Florida könnte kippen: „Trumps Handhabung der Corona-Krise hat dazu geführt, dass sich ältere Wähler von ihm abwenden. Sie waren 2016 noch der Garant für seinen Wahlsieg.“ Gerade der wichtige „Swing State“ Florida ist als Rentnerparadies bekannt. Biden führt dort seit April knapp in den Umfragen.

Nur mal angenommen, Biden gewinnt die Wahl: Welche wirtschaftspolitischen Schwerpunkte würde er versuchen zu setzen? „Die Demokraten planen ein umfängliches Stimulationspaket, das vor allem der Marktbreite und den kleineren Unternehmen helfen dürfte,“ meint Behring. „Stark gebeutelte Value Titel, die noch keine richtige Erholung gesehen haben, dürften von einer breiten Stimulation stärker profitieren als die bereits gut gelaufenen Tech-Titel.“

Außerdem dürften Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien profitieren. Dazu zählen etwa Sunrun, First Solar oder NextEra Energy. „Biden hat einen 2-Billionen-Dollar-Plan zur Bekämpfung des Klimawandels angekündigt,“ erläutert Marko Behring. „Er würde sich positiv auf die Geschäftstätigkeit der Green Energy Unternehmen auswirken – in den USA, aber auch global.“

Bei allen Initiativen für grüne Energie werden die Demokraten nicht den Bruch mit den Gewerkschaften riskieren wollen, ihrer angestammten Wählerbasis. In Kombination mit dem Stimulationspaket dürften daher auch traditionelle Industrienamen wie Ford, John Deere oder Caterpillar profitieren, sieht Marko Behring: „Wenn die Handelsspannungen abnehmen und das anstehende Stimulationspaket hohe Konjunkturausgaben freisetzt, wird das der US-Industrie im Allgemeinen Auftrieb geben.“

Doch hatte Biden nicht angekündigt, die Steuern zu erhöhen? Den Körperschaftsteuersatz von 21 % auf 28 %, eine neue Mindeststeuer für US-Unternehmen und höhere Steuern auf ausländische Einkünfte in den USA ansässiger multinationaler Unternehmen? Auch wenn Steuererhöhungen oft als Konjunkturkiller gelten, sieht die Fürst Fugger Privatbank hier keinen Anlass zur Sorge: „Zunächst wird eine Stabilisierung der Wirtschaft im Vordergrund stehen. Das Steuererhöhungsthema dürfte, wenn überhaupt, erst in der Mitte der Amtszeit an Fahrt aufnehmen.“ Und selbst dann ist es fraglich, ob sich die geplanten Steuererhöhungen tatsächlich negativ auf die Märkte auswirken. Um sein Haushaltsdefizit zu reduzieren, hatte Präsident Clinton im Jahr 1993 die Körperschaftsteuer erhöht. Nach einer kleinen „Verschnaufpause“ 1994 stieg der S&P 500 in der Folge bis zum Ende des Jahrzehnts mit zweistelligen prozentualen Zuwächsen, erläutert Behring und meint daher: „Wir würden den traditionellen „Tax Raise Talk“ der Demokraten nicht überbewerten.“

Foto Marko Behring

Marko Behring

Leiter Asset Management. Nach seinem Studium der Betriebswirtschafslehre und einer Tätigkeit bei einem Hamburger Bankhaus trat er 2011 in die Fürst Fugger Privatbank ein. Er ist Teil des Managementgremiums des FFPB Global Flex und des FFPB Konservativ und zudem verantwortlich für die Verwaltung von Spezialmandaten.

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