Licht am Ende des Krisen-Tunnels?

Warum die Hoffnung trügerisch sein kann

Vergleicht man die Kapitalmärkte mit Mitte Oktober, dann hat sich das Bild deutlich aufgehellt und an vielen Stellen ist Entspannung erkennbar: Die Aktienmärkte haben zugelegt, der Zinsanstieg hat seinen Schrecken verloren und der Höhepunkt der Inflation scheint überschritten – wenigstens in den USA. Auch die Notenbanken denken laut darüber nach, das Tempo der Zinserhöhungen zu drosseln. Lauter gute Nachrichten – eigentlich. Denn die Notenbanken haben ein Dilemma: Tempo der Zinserhöhungen versus Inflationsziel. Daran ändert sich nichts. Es sind weiterhin starke Kapitalmarktschwankungen zu erwarten.

Zudem bleibt die Energieversorgung schwierig und durch die verschärften EU-Sanktionen ab 6. Dezember sind weitere Preissteigerungen möglich. Kurzfristig könnte der Markt nach den zuletzt sehr starken Anstiegen in eine Konsolidierungsphase eintreten. Wir halten den gegenwärtigen Optimismus an den Märkten daher für verfrüht. Die rasanten Kurszuwächse sprechen eher für eine kurzfristige Überhitzung, so dass mit vorübergehenden Rücksetzern an den Aktienmärkten zu rechnen ist.

Wer derzeit in den Aktienmarkt einsteigen will, dem raten wir zur Vorsicht: Vor allem in Europa sind die Unternehmensgewinnschätzungen der Aktienanalysten noch sehr optimistisch. Die Wirtschaft in den USA und in Europa driftet Richtung Rezession. In vergangenen Rezessionen mussten die Erwartungen stets zwischen 20 % und 40 % gestutzt werden.

Trotz der derzeitigen positiven Marktstimmung sind die Risiken für Aktienaufstockungen kurzfristig zu hoch. Auch die Schwankungsbreiten und damit die Zweifel bezüglich Geopolitik, Zinsen, Unternehmensgewinnen und Konjunktur werden wieder zunehmen. Im kommenden Jahr kann das aber bereits anders aussehen. Im ersten Quartal 2023 sollten sich neue Kaufgelegenheiten ergeben. Im Jahresverlauf 2023 dürften Aktien von nachgebenden Rohstoffpreisen, fallenden Transportkosten sowie einer anhaltend negativen Realrendite profitieren. Was man auch nicht unterschätzen darf: Angesichts der hohen Cash-Quoten wartet noch viel Liquidität an der Seitenlinie auf den Einstieg.

Andrea Greisel

Leiterin der Niederlassung München. Nach zehnjähriger Tätigkeit im Investment Banking einer bayerischen Großbank trat die Bankkauffrau mit der Zusatzausbildung AIM (Applied Investment Management der DVFA) 2010 in die Bank ein. Seither war sie insbesondere im Asset Management und der Vermögensverwaltung tätig. Zuletzt übernahm sie eine leitende Position im Bereich Organisationsentwicklung, mit Fokus auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Ihr Hauptanliegen als Niederlassungsleiterin ist es, eine enge persönliche Bindung zu den Kunden zu pflegen und deren individuelle Bedürfnisse weiterhin in den Mittelpunkt der Geschäftsstrategie zu stellen.

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