Übermut tut selten gut

Nach der Euphorie droht Marktschwäche

Die von uns erwartete Bärenmarktrallye ist eingetreten. Seit unserem Hinweis im Oktober hat der DAX 12 % zugelegt, seit seinem Tief sogar mehr als 20 %. Auch Dow Jones und Nasdaq zeigten steigende Kurse. Die Euphorie der Anleger ist angesichts der ersten kleinen Entspannungssignale an der Inflationsfront verständlich, aber wir fragen uns, ob sie nicht auch ein wenig übertrieben ist.

Die aktuell laufenden und ein Stück weit überschießenden Erholungsbewegungen könnten nämlich genau das auslösen, was viele Marktteilnehmer gar nicht mehr auf dem Schirm haben: eine US-Zentralbank, die gerade wegen der aufkeimenden Euphorie nun vielleicht doch wieder aggressiver agieren muss. Möglicherweise schon im Dezember.

Der Markt, der vor vier bis fünf Wochen die Welt noch viel zu schwarz gemalt hat, geht gerade in eine Phase über, in der er anfängt, die Welt wieder zu rosa zu färben. Das lässt sich auch am Put-Call-Ratio in den USA erkennen, dass diese Woche erst auf den niedrigsten Stand in diesem Jahr gesunken ist.

Das Put-Call-Ratio misst das Verhältnis von Anlegern, die Puts zur Absicherung kaufen gegen Anleger die Calls in Erwartung steigender Kurse kaufen. Es ist derzeit so niedrig wie seit einem Jahr nicht mehr. Viele Marktteilnehmer scheinen also aus dem pessimistischen in das optimistische Lager zu wandern. Nicht selten ist übertriebene Euphorie die Grundlage für eine darauffolgende Marktschwäche. Die Rallyebewegung, die wir derzeit sehen, hat zwar noch etwas Luft, könnte aber ab Dezember wieder ins Stocken geraten – dann nämlich steht der nächste Zinsentscheid der US-Zentralbank an.

Also raus aus Aktien? Jein. Bei taktischen, kurzfristigen Positionen im Portfolio oder dem ein oder anderen nicht profitablen Tech-Titel sollte man die freundliche Marktlage nutzen und sich von ihnen trennen. Wer aber auf der Aktienseite auf Qualität setzt, kann guten Gewissens investiert bleiben: Titel mit guten Bilanzen, soliden Dividendenrenditen und solidem Geschäftsmodell mit Burggrabencharakter sollten nicht zur Disposition stehen. Solche Aktien werden nicht verkauft, sondern vererbt.

Foto Marko Behring

Marko Behring

Leiter Asset Management. Nach seinem Studium der Betriebswirtschafslehre und einer Tätigkeit bei einem Hamburger Bankhaus trat er 2011 in die Fürst Fugger Privatbank ein. Er ist Teil des Managementgremiums des FFPB Global Flex und des FFPB Konservativ und zudem verantwortlich für die Verwaltung von Spezialmandaten.

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