Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 07. – 11.02.2022

DAX

Die Unsicherheit ist aktuell der größte Feind der Börsen. Damit ist vor allem die Angst vor „Schnellschüssen“ der Notenbanken gemeint. Die jüngsten Aussagen der EZB lassen zumindest erahnen, wie schnell sich die geldpolitische Großwetterlage ändern kann, sollte sich der Inflationstrend verstetigen. Die weiter steigenden Rohölpreise tragen daher nicht zu einer Entspannung bei. Der DAX hat es in der letzten Woche bis 15.736 Punkten geschafft und somit einen Anstieg von rund 800 Punkten seit dem Panikverkaufsniveau vom 24.01. bei 14.953 Punkten vollzogen. In der heutigen Eröffnung versucht der DAX eine erneute Gegenbewegung von Tiefständen vom vergangenen Freitag. Unterstützung erhält er von sich erholenden Kursen an der Wall Street zum Handelsschluss. Allerdings glauben wir nicht, dass sich ein erneuter Aufwärtstrend bildet. Dazu sind die Unsicherheitsfaktoren zu groß. Der DAX kann bis 15.243 Punkte steigen, möglich wären auch 15.369 Punkte. Auf der Unterseite sollte der DAX nicht unter das Tief vom 24.01. bei 14.953 Punkten fallen, ansonsten drohen weitere Abgaben bis 14.815 Punkten. Kurse darunter wären sehr negativ.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 4.086 Punkten aus dem Handel und gab auf Wochensicht -1,21 % nach. Das war der vierte Wochenverlust in Folge, sodass der Kursverlust seit Jahresanfang -4,93 % beträgt. Auf Sektorenebene gaben in der vergangenen Woche der europäische Retail-Sektor mit -5,82 % am deutlichsten ab. Die europäischen Energieunternehmen und Banken konnten die zweite Woche in Folge Profit aus diesem Umfeld, das durch Inflations- und Zinsanhebungssorgen geprägt ist, schlagen und mit jeweils 1,94 % und 2,42 % zulegen. Seit Jahresanfang sind das die zwei stärksten Sektoren in Europa. Nach dem Kurssturz am Freitag hat sich die charttechnische Ausgangslage erneut verschlechtert, da die 200-Tage-Linie nicht gehalten werden konnte und der Relativ-Momentum-Indikator seinen negativen Trend beibehält. Den nächsten Stabilisierungsbereich bietet die 4.000 Punkte-Marke, die seit knapp neun Monaten für eine starke Unterstützung sorgte. Sollte diese reißen, sieht es technisch betrachtet kritisch aus. Aus fundamentaler Perspektive bleibt die Berichtssaison weiter spannend sowie die Veröffentlichung der Verbraucherpreise in den USA für den Januar am Donnerstag. Eine Zunahme der Inflationsdynamik würde sich auch auf den europäischen Aktienmarkt auswirken.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones legte in der vergangenen Woche um 1,0 % zu. Er schloss bei 35.090 Punkten. Mehr Dynamik zeigte sich in den anderen US-Standardindizes, so erzielte der Nasdaq Composite ein Plus von 2,4 %, der S&P 500 von 1,5 %. Der Energie-Sektor war mit einem Plus von 4,9 % erneut der beste Sektor, gefolgt von zyklischem Konsum (+3,9 %) und Finanzwerten (+3,5 %). Der positive Wochenauftakt wurde zunächst von guten Zahlen von Alphabet (Google) genährt, ehe Meta Platforms (Facebook) der Erholung einen deutlichen Dämpfer hinzufügte. Amazon stabilisierte die Erholung wieder zum Wochenausklang. Alles in allem sahen wir nicht die dynamische, v-förmige Erholung, die wir aus den letzten Jahren bei solch unterstützenden Marktgegebenheiten kennen. Die Einsicht, dass Zinserhöhungen angesichts eines robusten Arbeitsmarktes und guten Konjunkturzahlen kommen müssen, belasten zunächst die Erholung. Dennoch war sie stark genug, um den Dow Jones über die wichtige 200-Tage-Linie zu hieven und führte im Hoch zu einem Test der 38-Tage-Linie bei 35.710 Punkten. Heute könnten wir gleich zur Eröffnung die 200-Tage-Linie (aktuell bei 35.053 Punkte) testen, was letzten Endes bedeutet, dass der Dow Jones aktuell und insbesondere in der Vorwoche zu wenig aus dem unterstützenden Marktumfeld gemacht hat. Dennoch sehen wir aktuell noch die Chancen überwiegend, denn viel Pessimismus und nach wie vor noch nicht überhitzte kurzfristige Indikatoren sollten den Dow Jones nach wie vor nach unten absichern. Die nächsten Unterstützungen liegen im Bereich von 34.800 Punkten bzw. 34.171 Punkten. Auf der Oberseite sind die Marken bei 35.519 Punkten, 35.629 Punkten als auch das Hoch der Vorwoche bei 35.710 Punkten zu nennen.

Bund-Future

Der Bund-Future notiert aktuell bei 165,92 %-Punkten. Der Ausverkauf am europäischen Rentenmarkt hat sich somit nochmals dramatisch beschleunigt. Ursächlich dafür sind die Wetten auf eine Straffung der EZB-Geldpolitik. Die Aussagen des EZB-Rats Klaas Knot, dass schon im vierten Quartal die Möglichkeit einer Zinsanhebung bestünde, sorgte zusätzlich für Abgabedruck. Besonders unter Verkäufen litten Anleihen aus Griechenland und Italien. Aber auch 10jährige Bundesanleihen notieren mittlerweile stärker im positiven Bereich, aktuell bei 0,209 %. Der Renditeaufschlag für italienische Anleihen beträgt derzeit 160 Bp., dem höchsten Niveau seit August 2020. Das Rentenmarktumfeld bleibt schwierig. Zwar könnte es aufgrund der überverkauften Marktlage zu einer technischen Gegenbewegung kommen, dies ändert allerdings nichts am intakten Abwärtstrend.

Einschätzung

Die Aktien- und Rentenmärkte stehen von technischer Seite weiter unter Abgabedruck. Dies dürfte sich so schnell auch nicht ändern. Ausverkaufskurse bei Aktien können zum Aufbau von Positionen genutzt werden, allerdings unter Beachtung von charttechnischen Marken.

 

Stand: 07. Februar 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Gemälde GL-Saal
Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

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